Von Kartenhäusern und Pokerbluffs

Stellen wir uns vor, ein Kartenhaus, wie lange es oftmals dauert dieses stabil zum Stehen zu bekommen. Bis man alles ausbalanciert hat; während des Aufbauens fällt mal eine auf eine schon bestehende Sektion und alles fällt wieder um, man fängt von vorne an, man baut und bis zu den letzten zwei Karten, man weiss nicht ob doch alles halten wird. Endlich man hat es geschafft, das Kartenhaus steht. Nun lehnt man sich zurück und betrachtet sein Werk und man ist zufrieden. Doch ist das eine Zufriedenheit, die einen ausfüllt, entspannt man sich beim Anblick seines grade eben erbauten Werkes? Man weiss intuitiv, dass sich die Situation schnell ändern kann, ein Rüttler am Tisch, auf dem man die Karten platziert hat, oder man hat vergessen die Balkontür zu schliessen, und aus einem noch unerfindlichen Grund bläst der Wind herein, obwohl kein Zug zu spüren war, gerade noch. Und was passiert wenn der Tisch unerwartet rüttelt, oder der Wind der plötzlich weht, die unterste Karte zum Wanken bringt?! Wir wissen was passiert, wir wissen es intuitiv lange vor dem Zeitpunkt schon, wo wir überhaupt die Idee hatten, dieses Kartenhaus zu bauen; die erste Karte fällt, und alles wird instabil, hätten wir eine Zeitlupenaufnahme, könnten wir den genauen Verlauf sehen, wie der Kartenturm in sich zusammenbricht. Doch wir haben keine Kamera mit Zeitlupenfunktion, wir dachten nicht daran als wir in den Raum kamen um den Turm zu bauen. Doch mit oder ohne technischem Hilfmittel ist das Ergebnis dasselbe. Das Kartenhaus stürzt ein und nun liegen die Karten in Unordnung auf dem Tisch. Doch das ist ein Anfang. Was danach kommt können wir nicht vorhersehen. Doch das ist ein guter Anfang.

 

Am Vorabend wurden diese Karten noch zum Pokerspielen verwendet, es war eine vernebelte Nacht, vier Spieler, alle Raucher, es floss einiges an Alkohol. Und einer dachte er könnte alle zum Narren halten. Er hatte sein Blatt, kein wirklich gutes, doch er hatte gute Übung darin in seinem Blick nichts erkennen zu lassen. Er spielte mit eine durchschnittliche Hand, und er hielt es lange durch so zu tun als hätte er einen Royal Flush. Er bluffte, wie es sich gehörte. Er riskierte auch viel, um seinen Bluff zu unterstützen, er teilte aus, und kam dem Gewinn immer näher. Doch einem der Kontrahenten kam etwas eigenartig vor, er konnte anhand seiner Karten nicht bestätigen, was er intuitiv spürte. Er konnte intuitiv fassen, dass etwas an dem Verhalten des grossen Bluffers nicht richtig war, so hielt er durch, gar nicht so sehr um zu gewinnen, sondern eher um sich selbst zu bestätigen, dass da von Beginn an etwas faul an dieser Sache war. Er hielt durch, und weil er sich selbst sicher war, konnte er den Bluffer letztlich in die Knie zwingen und ihn dazu zu bringen seine scheinbar guten Karten zuzudrehen.