Giuseppe Conte ist nicht. Er ist kein Führer, er ist nicht gewählt, er ist kein Politiker, er ist kein Techniker, er ist nichts. Er ist das Nichts das sich zum Premier gemacht hat. Und er bestätigt dies jeden Tag, indem er sich wie fließendes Wasser an die Oberflächen anpasst, denen er begegnet. Er ist die plastische Darstellung dessen, dass die Politik nach dem Kärglichen, dem Krummen, dem Schlechten, den Nullpunkt erreicht hat, die vollständige Darstellung der Leere.
Als Leutnant des Nichts, ist Conte heute das fortschrittlichste Phänomen der Politik nach Parteien, Bewegungen, Ideologien, Politik und Antipolitik, Technikern und Populisten, Eliten und Plebs. Es ist der juristische Wendepunkt der Politik, der seit jeher von Anwälten bevölkert wird: Conte geht aber nicht in die Politik, er übernimmt nur die Rolle des Anwalts, um einen Fall aus beruflichen Gründen zu verteidigen; aber die Mandanten ändern sich und damit auch die Fälle. Dieser Wendepunkt sollte auf der ganzen Welt studiert werden, weil sie eine neue, anonyme und posthume Phase in der Politik markiert. Man kann ihm weder zustimmen noch ihm widersprechen, weil es kein Argument gibt, über das man sich streiten könnte; er markiert das Ende des politischen Diskurses, das Ende der Entscheidung, das Ende jeder Idee, jeder Tatsache. Es ist die Summe vieler Wörter, die im institutionellen Jargon verwendet werden und in einem künstlichen Konstrukt erfasst und zusammengefügt werden. Es ist das fraktale Stadium des Morotheismus [nach Aldo Moro], seine Auflösung. Jede seiner Reden ist eine Präambel zu dem, was nicht geschehen wird, seine Redeweise ist ein verpasstes Niesen, dessen tonale Anstrengung und institutionelle affektierte Sprachweises zwar zu spüren ist, aber nicht der eigentliche Sinn der Rede. Allenfalls beschränkt er sich auf die Vorankündigung, wenn andere entscheiden wollen.
Conte ist ein gesunder Träger von Politik und Regierung, denn er ist nicht Teil von ihr. Er ist ein steriler Behälter für jedenweden Inhalt. Er hat keine eigene Vorstellung; was er sagt, ist die Frucht des Ortes, der Zeit und der Menschen, die vor ihm stehen. Er spricht von den Umständen an ihrem Platz, der Umstände [circunstancia], um es in den Worten Ortega y Gassets auszudrücken; Conte ist die Summe des Lebensraums, in dem er sich befindet, und übersetzt das Umgebungsgeraschel in Sprache.
Figürlich, aber ohne überhaupt in einer Rolle zu erscheinen, ist er das Hologramm einer nicht existierenden Figur, gezeichnet auf einer Plattform wie ein südlicher Dandy der 50er Jahre. Ein bisschen wie Mark Caltagirone, der unwirkliche Freund von Pamela Prati; es ist nur eine Annahme.
Conte ist Irrlicht, eine allegorische Darstellung des absoluten Nichts in der Politik. Als er zum ersten Mal auftrat, sagten sie, er habe seinen Lebenslauf gefälscht, und an einigen von ihm erwähnten Universitäten kannten sie ihn nicht; aber Conte ist ein virtueller Charakter, der Lebenslauf kann sich dehnen, erweitern und schrumpfen, je nach Bedarf.
Conte hat keine Geschichte, kein Erbe und keine Herkunft, er hat keinerlei Aufstieg gemacht. Er wurde direkt in den höchsten Posten mit dem geringsten Aufwand gehoben, ohne überhaupt irgendetwas getan zu haben. Eine Art Rubbellos, ohne überhaupt ein Los gekauft zu haben, oder besser gesagt, ohne überhaupt gerubbelt zu haben. Von Null in das Regierungsgebäude [Palazzo Chigi]. Sowie Gregor Samsa eines Morgens als Kakerlake aufwachte, wachte er eines Morgens als Premierminister auf. Ein Postkafkianer.
Conte befindet sich derzeit mitte-rechts der linken säkularen katholischen Progressiven, mittelalterlich-reaktionär mit Padre Pio, demokratisch-global mit Bergoglio, ein Vertrauter des Souveräns Trump und im Dienste der eurolokalen Antisouveränisten; er ist neutral, transparent, nimmt die Farben jener an die sich hinter ihm befinden an. Ein Passepartout.
Conte sagt nichts, aber das mit einer ermüdenden Tonalität, die einer titanischen Anstrengung entsprungen zu sein scheint, seine kavernöse und adenoide Sprache kommt in einem atonischer Modus, frei von Gedanken oder Emotionen, reiner aufgeblasener Ausdruck der Eitelkeit, eines Sprechens ohne Inhalt, der Jargon der Premieralität.
Nach Conte gibt es keine Politik mehr; es gibt das Voicemail, den Navigator fürs Auto, die Fotozelle. Die Drohne. Conte hat jedoch eine Funktion, und zwar nicht nur die des Reißverschlusses zwischen links und der Fünf Sterne Bewegung [M5S], der Nahtstelle zwischen Etablishment und Grillini. Er ist der Aufpasser um sicherzustellen, dass die Politik nicht mehr existiert, auch nicht in der letzten degradierten Version. Er befindet sich jenseits, ist ohne, er ist der taube Lärm der ins Nichts gegossenen Nichtigkeit.
Marcello Veneziani