Denunzierungen und Lektionen

Die gestrige Nachricht ist, dass – laut einer Umfrage – 72% der Italiener es für richtig halten, diejenigen bei der Polizei anzuzeigen, die sich nicht an die Anti-Pandemie-Verbote halten. Insbesondere sollten alle Versammlungen oder Feiern in den Häusern der Nachbarn gemeldet werden. Fast drei von vier Italienern spionieren das Verhalten ihrer Nachbarn aus, bereit, die Polizei zu rufen, wenn jemand es wagt, sich mit Freunden zu treffen und sich mit ihnen zu vergnügen? Und was ist mit all den potenziellen Massenmördern, die es wagen, laufen zu gehen, es wagen, mit ihren Hunden Gassi zu gehen, ihre Kinder – vielleicht mit ihren Freunden – im Freien spielen zu lassen?
Die heutige Nachricht ist ein Beispiel dafür, was in Kalabrien mit einem Exemplar dieser 72% geschah, die im Internet ein Video ins Netz gestellt hatten, das eine der vielen Kontrollen “zur epidemiologischen Eindämmung” zeigte, die auf den Straßen stattfinden. In diesem Video hatte er… äh, wie soll man sagen… die Person gefilmt, die nicht hätte filmen sollen… die falsche Person… oder besser gesagt, die mit dem falschen Verwandten. Letzterer, einmal darüber informiert, dass ein Familienmitglied auf frischer Tat “ertappt” und im Netz an den Pranger gestellt worden war, hielt es für eine gute Idee, dem Autor des Videos persönlich zu gratulieren. Um solche Bilder zu verbreiten, muss man in der Tat ein hohes staatsbürgerliches Pflichtbewusstsein voller Nationalstolz haben. Dieser “falsche” Verwandte tauchte dann an der Tür der Wohnung auf, von der aus die Aufnahmen gemacht worden waren, klopfte an und zog nach einem müßigen Wortwechsel über den Wert, das Maul halten zu können, eine Pistole, womit er all seine Bewunderung widerhallen liess. Unglücklicherweise wurde der Verwandte, scheinbar nicht einmal der falsche, verhaftet, und da er von nun an in einer Zelle eingesperrt bleiben muss, anstatt im Wohnzimmer eingesperrt zu sein, wird er nicht mehr in der Lage sein, kluge Lektionen in Scherdichumdeineneigenendreckismus zu erteilen. Was seinen unfreiwilligen Schüler betrifft, so wird er den Rest seiner Tage humpelnd verbringen.
Wer weiss, ob ihm das reicht, sich vom Fenster fernzuhalten und vor allem nicht im Privatleben anderer Leute rumzuschnüffeln?

[5/4/2020]

 

finimondo

Bestrafungen

Bestrafung ist heutzutage ein eigenartiger Begriff. Denn man weiss nicht mehr wirklich was es damit auf sich hat. Wir sind konditioniert worden, dass wir bestraft werden, wenn wir etwas tun, das nicht den entweder moralischen, oder legalistischen Regeln bzw. Gesetzen entspricht. Man weiss, man hat gelernt abzuschätzen, was man tue ist gegen die Regeln, und im Falle, dass man dabei erwischt wird, blüht einem dieses oder jenes. Nun wurde eine Änderung dieses Konzepts auf den Tisch gelegt, etwas dass im Allgemeinen als Willkür beschrieben wird. Eine Art Sheriff Mentalität, ein neues Gesamtgerüst, das wenn es nicht, wenn nötig blutig bekämpft wird, nicht mehr rückgängig gemacht werden wird. Die Zeichen der Zeit sind nicht mehr sehr schwierig abzulesen, man wird unweigerlich darauf hingewiesen, wie ein Hund der ins Haus geschissen hat, den man mit der Nase in seine eigene Scheisse drückt, für jene, die keine andere Art der Dressur kennen. Die Scheisse ist überall, die Akzeptanz der Massnahmen ist virulent, schlimmer als der mystifizierte Virus selbst. Wenn man hier vor die Türe geht, ist die totale Verblödung verdinglicht. Verdinglicht in dem Tragen von Masken, in den Blicken der Leute, die einen anstarren, vielleicht aus dem Grund, weil man keine Maske aufhat, weil man sich räuspert und anschliessend auf den Boden spuckt. Die Idiotie ist eine selbst-anerzogene Krankheit, die Idiotie der Autoritätshörigkeit. Die Idiotie, sich überhaupt anzuhören, was die Obrigkeit “zu sagen hat”. Wenn im Körper nur Scheisse ist, erscheint es als keine Überraschung das aus dem Maul nur Scheisse herauskommt. Würde man zum Schwert greifen und diese Häupter abschlagen, oder wie zu anderen Zeiten guillotinieren, der Gestank wäre bestialisch und nicht auszuhalten. Vielleicht ist das der Grund, warum die nunmehr hinter Balkongitterstäben eingesperrte “Zivilisation” nicht zu solchen Massnahmen greift. Zivil kann sich letztlich nur jemand nennen, der sich zumindest zivile Freiheiten nicht nehmen lässt und jemand der vor seiner eigenen Dummheit nicht in Angststarre lebt. Da dies aber der Fall ist, ist scheinbar tatsächlich das Ende der Zivilisation erreicht. Nicht wie man das in revolutionären Dikussionen gemeint, oder angedacht hatte, aber dennoch kann man von einem Ende der Zivilisation sprechen. Wie man das heute nennen kann, darüber können wir noch genug streiten, von Balkon zu Balkon, hübsch in der eigenen nunmehr post-zivilisatorischen, gemütlichen, techno Biedermaierzeit, einer Art Techno-Feudalismus. Niemand wird mehr die Möglichkeit haben, niemand der nach Scheisse stinkt, wenn ihm der Kopf abgeschlagen wird, sich einen Film anzusehen, ein Musikstück anzuhören oder ein anders Stück Banalkunst anzusehen, ohne dabei unweigerlich daran denken zu müssen, wie dieses Produkt, welches heute vielleicht an dem Punkt angelangt ist, spontan Coli-Bakterien zu entwickeln, die es virtuell so stinken zu lassen, wie besagte Affenmenschen, wie dieses geniale Produkt des techno-feudalen Zeitgeists, zur Konditionierung der heutigen Situation beigetragen hat. Wer Scheisse konsumiert, der wird Schwierigkeiten haben, dass diese ihn nicht beginnt auszufüllen. Konditionierung ist genau das. Trennt den Müll, fühlt euch schuldig der verschmutzten Meere, fühlt euch schuldig für jedes Hundstrümmerl, dass ihr nicht von der sonst verdreckten, mit Giften verseuchten Strasse aufsammelt. Fühlt euch schuldig, in eine Ecke zu pissen, euch die Hände nicht wie vorgeschrieben zu waschen, eurem Liebhaber aus Lust den Arsch zu lecken. Schuldig. Schuldig. Schuldig. Wir sind alle schuldig, unverantwortlich und müssen dafür zur Rechenschaft gezogen werden. Und man akzeptiert die Strafen, zumindest in grossen Teilen. Niemand, der eine Grundfunktion von Abfolgen nachvollziehen kann, versteht irgendwas von dem was die Regierungen an Müll herausgeben. Dennoch wird akzeptiert. Weil wir uns selbst konditioniert haben, Bestrafungen zu akzeptieren und duckmäuserisch uns in den Strassenschluchten herumzutreiben, aus dem Grund, einfach auf der Strasse sein zu wollen. In einer Welt, die gerade entschieden hat, keine Regeln mehr zu kennen, und diese neue, einzige Regel, ist die Regel, die es einzuhalten gilt. Keine Regel, als einzige Regel. Und die Herrschaft unterstreicht das mit jeder Pressemitteilung, mit jedem Schwall Scheisse, der aus deren selbstverliebten, in ihr eigenes Spiegelbild verliebten, Menschen kommt. Denn ja Menschen sind sie, in irgendeiner Form. So lassen wir uns einfangen in einer Art technologischen Feudalismus, mit Bürgermeistern, Staatschefs und Exekutivbeamten, die einen, als wären wir Kleinkinder anschreien, weil man diese eine Regel, der Regellosigkeit nicht eingehalten hat. Neue Fürsten, neue Fürstentümer, neue Territorien. Dort wo man nicht gleich direkt als Arbeitsloser in die Gemüseernte genötigt wird, wie wir das aus dem dritten Reich kennen, wird man in seine Häuser geschlossen und in die Ernte von Silben, Wörtern und Buchstaben gezwungen. Die neuen Erntehelfer arbeiten virtuell, die technologischen Mittel haben diesen Moment gut aufbereitet und jeder Film, jeder Computer, das Internet und jedes Smartphone und jede Telefonantenne hat zu unserer Konditionierung zur Erntehilfe vorbereitet. Verdummt, verkindlicht und das alles aus eigenem Antrieb aus dem sukszessivem Nachlassen der Gehirnmuskulatur und der Unfähigkeit den Unterschied zwischen Tun und Handeln verstehen zu können. Wenn wir wollen könnten blutige Zeiten anbrechen, wenn wir verstehen, dass unsere Leben nichts mehr wert sind, wenn wir das nicht wollen, werden wir die Möglicheit haben, wie uns das eingetrichtert wurde, das Leben als einen Film zu betrachten, leider aber diesmal ohne Happy End(ing).

Supermarkt überfallen in Palermo

Palermo, 2.April

In dem Viertel Romagnolo überfallen vier mit Pistolen bewaffnete und mit den nunmehr überall erhältlichen Schutzmasken, Teil der Massnahmen gegen den Covid-19 Virus, ausgestattete Personen den Supermarkt Paghi Poco (“bezahl wenig”). Sie machen sich aus dem Staub mit einigen tausend Euro der Tageskasse, sowie dem Auto eines Angestellten, den sie vorher zur Herausgabe des Autoschlüssels zwangen.

Einzelfälle #5

Carmagnola, Turin

Student der Sprachwissenschaften, laut Zeitungsartikel vorbelastet mit Depressionen, erhängt sich 29 Jähriger aufgrund der Massnahmen (durch die er seine Arbeit verlor), die offiziell aufgrund des Covid-19 Virus über 60 Millionen Italiener verhängt wurden, im Treppenhaus seines Hauses.

Zur Herdenimmunität

Es lässt sich nicht leugnen, dass das, was in der Welt geschieht, zumindest den Verdienst hatte, den Menschen verständlich zu machen, was mit Herdenimmunität gemeint ist. Es scheint uns ein entlarvendes Konzept zu sein, das uns in Lage versetzt, dessen Bedeutungsambivalenz perfekt zu verstehen. Wir beziehen uns natürlich nicht auf seine medizinische, sondern auf seine soziale Bedeutung. Im Gesundheitsbereich ist dessen Verwendung fast schon pathetisch, eine echte Mystifizierung, die Verwirrung schürt, indem sie eine Immunität verspricht, die es nicht geben kann. Die Immunität, die wirkliche, ist ein erwiesener und tatsächlich dauerhafter Zustand, der nur auf natürliche Weise erworben werden kann, indem man eine Krankheit (jedoch nicht irgendeine Krankheit) durchläuft. Mit der Impfung erhält man das genaue Gegenteil. Im besten Fall versuchen wir, die Krankheit zu vermeiden, indem wir künstlich eine biologische Abwehr aufbauen, die nur bis zum Beweis des Gegenteils unüberwindbar ist, und die oft und gerne vorübergehenden Charaker aufweist. Es ist sowohl ein Amulett gegen die Krankheit als auch ein Mittel gegen Faulheit, eine industrielle Abkürzung für den langen anstrengenden Prozess, die eigene Immunabwehr zu stärken. Man hat sicherlich eine Bild jener im Kopf, die “gesund bleiben”, indem sie ein Pille nach der anderen nehmen, anstatt sich die Mühe zu machen, über sich selbst Bescheid zu wissen und für sich selbst zu sorgen. Sie essen schlecht und nehmen Medikamente ein, schlafen schlecht und nehmen Medikamente ein, leben schlecht und nehmen Medikamente ein. Sind die Muskeln des mit Steroiden bepackten Bodybuilders vergleichbar mit den Muskeln des Turners, der täglich trainiert? Bei der Impfung passiert dasselbe. Genau deshalb schadet die Impfung, wie auch die Einnahme von Medikamenten und Steroiden, mehr als dass sie gut tut, sie vergiftet und schwächt den Körper weiter. Dies vorausgeschickt, welchem Arzt, der von einem aussergewöhnlichen Sinn für Humor versehen zu sein scheint, ist es eingefallen, die Menschheit mit einer Herde zu vergleichen?
Nein, lassen wir das, nur wenn man den medizinischen Bereich verlässt, erscheint das Konzept der Herdenimmunität in seiner ganzen tadellosen Präzision. Wir wissen, dass die Herdenimmunität die Immunität ist, die diejenigen erwerben, die Macht ausüben (und unzählige Missbräuche und Katastrophen durchführen und verursachen), nachdem sie diejenigen, die unter der Macht leiden, in eine Herde verwandelt haben. Es genügt, sich die gegenwärtige Situation anzusehen. Wer wird gegen die Bevölkerungs – Herde [gregge popolare] immun gemacht, die von der Sicherheit dahersülzt, die die Nationalhymne im Chor singt und den Ordnungskräften applaudiert? Es braucht nicht viel, um zu verstehen, dass diejenigen, die die Unverantwortlichen anzeigen, die es wagen, frische Luft zu atmen und sich die Beine zu vertreten, nichts anderes tun, als die Verantwortlichen zu schützen, die verschmutzen, vergiften und kontaminieren. Als wäre derjenige der Überträger [untore] auf den man seinen Ärger abladen soll, der auf der Straße geht, und nicht derjenige, der die menschliche Existenz für die Staatsvernunft oder für die Marktlogik tausenden Gefahren aussetzt [untore ist im italienischen ein geflügeltes Wort, es beschreibt denjenigen der zu Zeiten der Pest, 1630 in Mailand, verdächtigt wurde den Virus zu verbreiten, indem er Häuser und Menschen mit infiziertem Material einschmierte].
Aber es gibt noch eine andere Schattierung der Bedeutung, die in diesem Konzept vorkommt, nämlich dass nur eine Herde furchtloser Schafe Immunität beanspruchen kann. Dies ist ein übergreifender Anspruch, der keinen Klassenunterschied kennt. Wenn nämlich die Reichen diese beanspruchen, weil sie arbeiten, produzieren, bezahlen und beanspruchen die Armen die Immunität, weil sie gehorchen, resignieren und konsumieren. In der so genannten besten aller möglichen Welten, der heutigen Welt der Wissenschaft, des Fortschritts und der Entwicklung, beanspruchen alle ihr unveräußerliches Recht auf Immunität. Sie sind gerade schockiert und erschrocken über die Vorstellung, dass ihr Bankkonto oder ihre freiwillige Knechtschaft nicht verhindern können, dass sie wie ein Marcus Aurelius, ein Tizian oder ein Apollinaire enden, dass sie aufgrund einer Pandemie tot umzufallen. Was für eine närrische Angst! Im heutigen Fall werden die Reichen leicht in der Lage sein, ein künstliches Beatmungsgerät zu bekommen, um dieses Risiko zu minimieren. Was die Armen betrifft, so haben sie keine Chance, als Opfer einer Seuche in die Geschichte einzugehen. Der eine wie der andere wird zu einer Nummer der Statistiken.
Wann werden wir aufhören, uns als lebendig zu betrachten, nur weil wir geboren wurden?

[1/4/20]

finimondo

Corona – Feudalismus

 
Das Militär ist Vaterlandsliebe und freut sich sehr solche Bilder zu erhalten und weiterzuveröffentlichen weil sie die Werte von allen Soldaten des italienischen Militärs zusammenfassen.
 
Das verwundete Italien bedankt sich bei allen aussergewöhnlichen Männern und Frauen, die Treue schwörten und ständig für das Wohl des Landes arbeiten.
 

Einzelfälle #4 [«Kommt! Ich hab sie umgebracht!»]

In Furci Siculo (Bürgermeister Matteo Francilia), einer Gemeinde des numehr Fürstentums von Messina, erwürgt Antonio De Pace seine Freundin Lorena Quaranta aus Agrigento, Medizinstudentin und schneidet sich im Selbstmordversuch dann seine Venen auf, bevor er Carabinieri anruft um ihnen zu sagen, “Kommt, ich habe sie umgebracht”. Die Carabinieri erreichen das Haus der beiden bevor er verbluten kann. Angeblich kam es zu dem Akt am Ende eines intensiven Streits, inmitten der “Schutzmassnahmen” und erzwungenem, freiwilligen Hausarrest, gegen den Covid-19 Virus.

Testlabors

Messina, Sizilien: Der möchtegern Fürst “seiner” Stadt und “seiner” Untergebenen, De Luca (Bürgermeister von Messina), macht sich wieder Schlagzeilen (hier und da), als er die Freigabe der Verwendung von Drohnen zur Überwachung der Ausgangssperre auf bürokratischer Ebene durchdrückt. “Ab jetzt wird der unmittelbare Luftraum von Messina flächendeckend mit Drohnen überwacht”, sagt er, und damit die Bewegungen der sich allem Irrsinn der Herrschenden “zu Untergebenen”.

Ähnliche Massnahmen gibt es aus dem Scampia-Viertel, aus Neapel zu hören, dem bekannten Ghetto der Stadt. Sowie Genua.

Fiumicino, Forli (Emilia Romagna)

Turin: Vom 26ten März patroullieren einige Piloten der S.a.p.r – Einheit des Corpo Militare Speciale «Acismom», des Italienischen Militärs mit Drohnen die Gemeinde von Ozegna und San Giusto Canavese, auf Anfrage der Bürgermeister Sergio Bartoli und Giosi Boggio. “Die Drohnen orten aus der Luft eventuelle Passanten und Autos mit dem Ziel die Koordinaten an die Ordnungskräfte [Polizei, Carabinieri, Finanz, Polizia Municipale] zu übermitteln um diejenigen aufzustöbern und zu kontrollieren, die sich noch missachtend der Restriktionen und Verboten, frei bewegen.”

Von der Luftfahrtbehörde liest man die “übliche Sicherstellung der Bürgerrechte” in quasi orwellscher Manier.

You’ll never riot alone

Heute gibt es auf der ganzen Welt eine weitere Pandemie. Die WHO befasst sich überhaupt nicht mit dieser, da sie nicht in ihrer Zuständigkeit liegt und die Medien versuchen, sie zum Schweigen zu bringen oder zu minimieren. Aber die Regierungen der ganzen Welt sind besorgt über das damit verbundene Risiko. Diese Pandemie breitet sich im Fahrwasser des biologischen Virus aus, das momentan die Krankenhäuser füllt. Sie ist kurz gesagt parallel dort zu finden, wo Covid-19 vorbeikommt. Auch sie raubt einem den Atem. Die Angst vor einer Ansteckung verursacht auch tatsächlich Wut. Die ersten Symptome des Unwohlseins neigen dazu, sich zu verschlimmern und sich zunächst in Frustration, dann in Verzweiflung und schließlich in Wut zu verwandeln. Wut über das Verschwinden der letzten Krümel von Lebemöglichkeiten und das auf ärztliche Anordnung.
Es ist bezeichnend, dass bei der Ankündigung der restriktiven Maßnahmen der Behörden zur Verhinderung der Ausbreitung der Epidemie – eine Art freiwilliger Hausarrest – gerade diejenigen, die ihr Leben von vier Wänden umgeben fristen, die bereits täglich unter Zwang unter der Gefangenschaft litten – die Gefangenen – das Pulverfass in Brand setzten. Die Tatsache, dass sie ihrer wenigen verbliebenen menschlichen Kontakte beraubt wurden, mit der Gefahr, als Ratten in der Falle zu enden, hat dazu geführt, was seit Jahren nicht mehr geschehen ist. Die sofortige Umwandlung von Resignation in Raserei.
Alles begann in dem am stärksten vom Virus betroffenen westlichen Land, Italien, wo am 9. März unmittelbar nach der Aussetzung der Besuche mit Angehörigen in etwa dreißig Gefängnissen Unruhen ausbrachen. Im Verlauf der Unruhen starben zwölf Gefangene; fast alle “an einer Überdosis”, so die berüchtigten Ministerialvertuschungen – unzählige andere wurden massakriert. In einer Stadt, in Foggia, gelang es 77 Gefangenen, die Gelegenheit zur Flucht zu nutzen (obwohl für viele von ihnen die Freiheit leider nur von kurzer war). Solcherlei Nachrichten konnten nichts anderes machen, als um die Welt gehen, und wer weiß, ob sie nicht die Proteste anregten, die sich von diesem Moment an unter den weggeschlossenen Menschen die auf den vier Kontinente leben, verbreiteten: Prügeleien, Hungerstreiks, die Weigerung, nach dem Hofgang in ihre Zellen zurückzukehren; aber das ist noch nicht alles.
In Asien müssen Aufstandseinheiten am Morgen des 16. März in zwei der größten libanesischen Gefängnisse, in Roumieh und Zahle, einfallen, um die Ruhe wiederherzustellen; einige Zeugen sprechen von herausgerissenen Gitterstäben, Rauchsäulen und verwundeten Gefangenen. In Lateinamerika kam es am 18. März zu einer Massenflucht aus dem Gefängnis von San Carlos (Zulia) in Venezuela während eines Aufstandes, der dort unmittelbar nach der Ankündigung der restriktiven Maßnahmen ausbrach: 84 Gefangene konnten entkommen, 10 wurden bei dem Versuch von Kugeln niedergestreckt. Am nächsten Tag, dem 19. März, versuchten auch einige Gefangene im Gefängnis von Santiago in Chile zu fliehen. Nachdem sie die Kontrolle über ihren Sektor übernommen, den Wachposten in Brand gesetzt und die Tore des Korridors geöffnet hatten, stießen sie mit den Wachen zusammen. Der Fluchtversuch scheitert und wurde massiv unterdrückt. In Afrika gab es am 20. März einen weiteren Massenausbruchsversuch aus dem Amsinéné-Gefängnis in N’Djamena, der Hauptstadt des Tschad. Weiters in Lateinamerika, am 22. März, sind es die Gefangenen des Gefängnisses La Modelo in Bogota, Kolumbien, die rebellieren. Es ist ein Massaker: 23 Tote und 83 Verwundete unter den Gefangenen. Abermals in Europa, am 23. März, findet ein Flügel des schottischen Gefängnisses von Addiewell den Weg in die Kontrolle der Hände der Aufständischen und wird verwüstet. In den Vereinigten Staaten entkamen 9 Häftlinge aus dem Frauengefängnis von Pierre (South Dakota) am selben Tag, als einer ihrer Mitgefangenen positiv auf einen Abstrick getestet wird (vier von ihnen werden in den folgenden Tagen gefangen genommen). Ebenfalls am 23. März entkamen 14 Häftlinge aus einem Gefängnis in Yakima County (Washington DC), kurz nachdem der Gouverneur den Zwang für die Bevölkerung zum Verbleib in den Häusern bekannt gegeben hatte. Wieder in Asien reicht die “vorläufige” Freilassung von 85.000 Gefangenen wegen gewöhnlicher Verbrechen im Iran nicht dazu aus, die in vielen Gefängnissen herrschende Wut zu besänftigen; am 27. März entkamen etwa 80 Gefangene aus dem Saqqez-Gefängnis im iranischen Kurdistan. Zwei Tage später, am 29. März, brach in Thailand im Buriram-Gefängnis im Nordosten des Landes ein weiterer Aufstand aus, bei dem einige Häftlinge entkommen konnten. Und nicht nur die Gefängnisse, sondern auch die Flüchtlingszentren, in denen illegale Einwanderer festgehalten werden, sind in Aufruhr, wie die Unruhen, die am 29. März bei der CPR in Gradisca d’Isonzo, Italien, ausbrachen, zeigen.
Aber wenn die abgeschlossenen Gefängnisse, die mit den Verdammten der Erde überfüllt sind, mehr denn je wie Zeitbomben wirken, was ist dann mit den Gefängnissen unter freiem Himmel? Wie lange noch wird die Angst vor Krankheiten über die Angst vor Hunger, lähmenden Muskeln und gettrübtem Verstand die Oberhand behalten? In Lateinamerika griffen am 23. März 70 Personen ein großes Lebensmittelgeschäft in Tecámac, Mexiko, an; zwei Tage später plünderten 30 Personen einen Supermarkt in Oaxaca. Am selben Tag, dem 25. März, musste die Polizei auf der anderen Seite des Atlantischen Ozeans, in Afrika, die Menschenmengen auf dem offenen Markt in Kisumu, Kenia auseinandertreiben.
Auf die Polizisten, die sie dazu auffordern, sich in ihren Häusern einzuschließen, antworten Verkäufer und Kunden: “Wir wissen um das Risiko des Coronavirus, aber wir sind arm; wir müssen arbeiten und essen”. Am Tag darauf, dem 26. März, begann die italienische Polizei mit der Bewachung einiger Supermärkte in Palermo, nachdem eine Gruppe von Menschen versucht hatte, mit vollen Einkaufswagen aus dem Geschäft zu gehen, ohne an der Kasse zum Bezahlen anzuhalten.
Man kann auch nicht sagen, dass der Hausarrest, der gegen Hunderte von Millionen von Menschen verhängt wurden, die Entschlossenheit derjenigen, die diese tödliche Welt sabotieren wollen, völlig zum Erliegen gebracht hat. In der Nacht vom 18. auf den 19. März wurde in Vauclin, Martinique, ein technischer Bereich der Telefongesellschaft Orange in Brand gesteckt, wodurch die Telefonleitungen für einige tausend Benutzer unterbrochen wurden. In Deutschland, wo die Eindämmungsmaßnahmen am 16. März ergriffen wurden, gingen die nächtlichen Angriffe unaufhaltsam weiter. Während in Berlin am 18. März einige Fahrzeuge der Toyota- und Mercedes-Händler in Rauch aufgehen, werden in Köln die Scheiben der Immobiliengesellschaft Vonovia eingeschlagen. Im Morgengrauen des 19. März wurde eine Bankagentur in Hamburg angegriffen, während in Berlin das Auto einer Sicherheitsfirma in Brand gesteckt wurde. In der Nacht vom 19. auf den 20. März wurde aus Protest gegen die zunehmende Militarisierung ein Auto einer militärischen Reserve in Nürnberg in Brand gesteckt, drei Yachten in Werder in Brand gesetzt und ein weiteres Auto einer Sicherheitsfirma in Berlin von ihrem Dienst befreit. In der Nacht vom 20. auf den 21. März wurde in Leipzig das x-te Auto einer Sicherheitsfirma in Brand gesteckt. In derselben Nacht gibt es sowohl in Deutschland als auch in Frankreich diejenigen, die versuchen, der Entfremdung den Stecker zu ziehen. Der Versuch scheiterte in Padernon, wo die deutsche Feuerwehr eine Telefonantenne um Haaresbreite rettete, die kurz davor stand, in Flammen aufzugehen. Das Glück ist auch einigen Verantwortlichen in der Nähe von Bram in Frankreich nicht hold, die versuchen Schaden an einigen Glasfaserkabeln zu verursachen. Ein Teil des Dorfes wird mehrere Tage lang ohne Internet und Telefon bleiben, aber die Verantwortlichen werden dank des Hinweises einiger Zeugen verhaftet. In der folgenden Nacht, in der Nacht zum 22. März, in der Nähe von Hamburg, verbrennt das Auto eines Zollbeamten zu Asche. Diejenigen, die diese Aktion durchgeführt haben, werden einen Text in Umlauf bringen, in man zu lesen bekommt: “Gerade in dieser Zeit der Pandemie geht die Verschärfung und Einschränkung der Bewegungsfreiheit einher, es ist umso wichtiger, die eigene Handlungsfähigkeit zu bewahren und sich selbst, sowie anderen Subversiven zu zeigen, dass der Kampf gegen die Zwänge dieser Epoche weitergeht, auch wenn er wahnsinnig und schwierig erscheint. Wenn wir uns den Erwartungen des Staates, sich zu isolieren, unterwerfen, wenn wir uns damit zufrieden geben, angesichts der drohenden Ausgangssperre mit den Achseln zu zucken, geben wir ihm die Möglichkeit, seine Machenschaften fortzusetzen […]”. Es ist ein Gedanke, der die Köpfe auf der ganzen Welt erwärmt, wenn es stimmt, dass in derselben Nacht vom 22. bis 23. März der internationale Flughafen von Tontouta in Païta, Neukaledonien, ins Visier genommen wurde (eingeschlagene Scheiben und zerstörte Zollfahrzeuge), und zwar von denen, die offensichtlich nicht mit den Worten des Präsidenten des traditionellen Senats übereinstimmen, wonach “Entscheidungen, die in der Notlage von den öffentlichen Behörden ohne sofortige Erklärung getroffen werden, nicht zur Gewalt anstiften dürfen”.
Aber die Tatsache, die mehr als andere eine tiefe Spur hinterlassen könnte, Glut, die unter den Kohlen des Totalitarismus brütet und aus der Funken sprühen könnten, ist der Aufstand (der einzige, von dem es überhaupt Nachrichten gibt), der am 27. März unweit von Wuhan, dem Epizentrum der heutigen Pandemie, an der Grenze zwischen den Provinzen Hubei und Jiangxi ausbrach. Tausende Chinesen, die gerade aus einer zweimonatigen Quarantäne gekommen waren, drückten ihre Wertschätzung und Dankbarkeit für die von der Regierung verhängten restriktiven Maßnahmen aus und griffen die Polizei an, die versuchte, den Durchgang über die Jangtse-Flussbrücke zu blockieren.
Seit einem Monat ist die Welt, wie wir sie kennen, ins Wanken geraten. Nichts ist mehr so wie früher, und wie viele Menschen trotz ihrer unterschiedlichen Meinungen sagen, wird nichts mehr so sein wie früher. Es war nicht der Aufstand, sondern eine Katastrophe, die ihre ruhige Reproduktion in Frage stellte. Ob real oder vermeintlich, macht keinen Unterschied. Es besteht kein Zweifel daran, dass die Regierungen alles tun werden, um diese Situation auszunutzen und jede noch verbleibende Freiheit auszulöschen, abgesehen von der Wahl der zu konsumierenden Güter. Es besteht auch kein Zweifel daran, dass sie alle technischen Karten in der Hand haben, um das Spiel zu beenden und eine soziale Ordnung ohne weitere grosse unschöne Flecken durchzusetzen. Es ist jedoch bekannt, dass selbst die solidesten und präzisesten Mechanismen wegen einer Nichtigkeit in die Brüche gehen können. Ihre Berechnung der erwarteten und akzeptablen Risiken könnte sich als falsch erweisen. Dramatisch falsch und ausnahmsweise besonders für sie. Es liegt auch an jedem einzelnen von uns, dafür zu sorgen, dass dies geschieht.
                                                                                                  [30/3/20]

finimondo

Sozialer Krieg in Italien in Zeiten der Demokratie