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von anderswo:

Frankreich: „Das schlimmste Virus aller Zeiten… Autorität…“

Ursprünglich auf Nantes Indymedia am 13.03.2020 veröffentlich

via Sans Attendre Demain

Über COVID-19, autoritäre Wahnvorstellungen und die beschissene Welt, in der wir leben…

Die makabre Zahl der Todesopfer nimmt von Tag zu Tag zu, und in der Vorstellung eines jeden Menschen stellt sich das zunächst vage, dann immer etwas stärkere Gefühl ein, vom großen Sensenmann immer mehr bedroht zu sein. Für Hunderte von Millionen von Menschen ist diese Vorstellung sicher nicht neu, die Vorstellung vom Tod, der jeden Menschen jederzeit treffen kann. Denkt nur an die Verdammten der Erde, die täglich auf dem Altar der Macht und des Profits geopfert werden: diejenigen, die unter staatlichen Bomben überleben, inmitten endloser Kriege um Öl oder Bodenschätze, diejenigen, die mit unsichtbarer Radioaktivität koexistieren, die durch Unfälle oder Atommüll verursacht werden, diejenigen, die die Sahelzone oder das Mittelmeer überqueren und in Konzentrationslagern für Migrant*innen eingesperrt sind, Diejenigen, die durch das Elend und die Verwüstung, die durch die Agroindustrie und die Rohstoffgewinnung verursacht werden, in Fleisch und Knochen verwandelt werden… Und selbst in den Ländern, die wir bewohnen, haben wir in nicht allzu langer Zeit den Schrecken von Metzgereien im industriellen Maßstab, Bombenanschlägen, Vernichtungslagern kennen gelernt… immer geschaffen durch den Durst nach Macht und Reichtum der Staaten und Bosse, immer getreulich eingerichtet von Armeen und Polizei.

Aber nein, heute sprechen wir weder von diesen verzweifelten Gesichtern, die wir ständig versuchen, von unseren Augen und unserem Verstand fernzuhalten, noch von einer Geschichte, die nun Vergangenheit ist. Der Terror beginnt sich in der Wiege des Königreichs der Waren und des sozialen Friedens auszubreiten, und er wird von einem Virus verursacht, der jeden angreifen kann – obwohl natürlich nicht jeder die gleichen Chancen hat, sich selbst zu heilen. Und in einer Welt, in der die Menschen an Lügen gewöhnt sind, in der die Verwendung von Zahlen und Statistiken eines der Hauptmittel der Medienmanipulation ist, in einer Welt, in der die Wahrheit ständig von den Medien verborgen, verstümmelt und verändert wird, können wir nur versuchen, die Teile zusammenzufügen, Hypothesen zu formulieren, versuchen, dieser Mobilisierung des Geistes zu widerstehen und die Frage zu stellen: Wohin gehen wir?

In China und dann in Italien wurden täglich neue repressive Maßnahmen verhängt, bis sie die Grenze erreichten, die noch kein Staat zu überschreiten wagte: das Verbot, die Wohnung zu verlassen und sich außer aus beruflichen Gründen oder aus absoluter Notwendigkeit im Land zu bewegen. Nicht einmal im Krieg hätte es eine Zustimmung zur Akzeptanz solch weitreichender Maßnahmen durch die Bevölkerung gegeben. Aber dieser neue Totalitarismus hat das Gesicht von Wissenschaft und Medizin, von Neutralität und gemeinsamem Interesse. Pharmazie, Telekommunikation und neue Technologien werden die Lösung finden. In China helfen die Nutzung der Geo-lokalisierung zur Meldung jeder Bewegung und jedes Falles von Infektion, die Gesichtserkennung und der elektronische Handel dem Staat, dafür zu sorgen, dass jeder Bürger in seinem eigenen Haus eingesperrt wird. Heute erzwingen dieselben Staaten, die ihre Existenz auf Gefangenschaft, Krieg und Massaker, auch der eigenen Bevölkerung, gegründet haben, ihren „Schutz“ durch Verbote, Grenzen und bewaffnete Männer. Wie lange wird diese Situation andauern? Zwei Wochen, einen Monat, ein Jahr? Wir wissen, dass der nach den Anschlägen [Übersetzungsvermerk: ursprünglich im Jahr 2015 nach den Terroranschlägen des islamischen Staates in Paris verhängt] ausgerufene Ausnahmezustand mehrmals verlängert wurde, bis die Notstandsmaßnahmen endgültig in das französische Recht aufgenommen wurden. Wozu wird uns dieser neue Notstand führen?

Ein Virus ist ein biologisches Phänomen, aber der Kontext, in dem es entsteht, seine Verbreitung und sein Management sind soziale Fragen. Im Amazonasgebiet, in Afrika oder Ozeanien wurden ganze Bevölkerungen durch Viren, die von Siedlern mitgebracht wurden, ausgerottet, während die Siedler ihre Herrschaft und ihre Lebensweise durchsetzten. In den Regenwäldern drängten Armeen, Händler und Missionare die Menschen – die zuvor das Gebiet verstreut besetzten – dazu, sich um Schulen, in Dörfern oder Städten zu konzentrieren. Dies erleichterte die Ausbreitung von verheerenden Epidemien erheblich. Heute lebt die Hälfte der Weltbevölkerung in den Städten, rund um die Tempel des Kapitals, und ernährt sich von den Produkten der Agroindustrie und der intensiven Viehzucht. Jede Möglichkeit der Selbstversorgung ist durch die Staaten und die Marktwirtschaft ausgerottet worden. Und solange die Megamaschine der Herrschaft weiter funktioniert, wird die menschliche Existenz zunehmend Katastrophen ausgesetzt sein, die nicht sehr „natürlich“ sind, und einer Verwaltung, die uns jede Möglichkeit nimmt, unser Leben zu bestimmen.

Es sei denn… in einem zunehmend dunklen und beunruhigenden Szenario entscheiden sich die Menschen, als freie Wesen zu leben, selbst wenn es nur für einige Stunden, Tage oder Jahre vor dem Ende ist – anstatt sich in einer „natürlichen“ Welt der Angst und Unterwerfung einzuschließen. So wie die Gefangenen in 30 italienischen Gefängnissen, die mit dem wegen Covid-19 verhängten Besuchsverbot konfrontiert waren, indem sie sich gegen ihre Gefangenen auflehnten, ihre Käfige zerstörten und verbrannten und in einigen Fällen die Flucht gelang.

JETZT UND IMMER IM KAMPF FÜR DIE FREIHEIT!

http://panopticon.blogsport.eu

„Die Covid-19 Welt: Die Epidemien im Zeitalter des Kapitalismus“ (Contra Toda Nocividad)

Anderswo haben wir folgenden Artikel gefunden:

http://panopticon.blogsport.eu/2020/03/22/die-covid-19-welt-die-epidemien-im-zeitalter-des-kapitalismus-contra-toda-nocividad/#more-821

Gefunden auf Contra Toda Nocividad:

Epidemien im Zeitalter des Kapitalismus

Die Ausbeutung der natürlichen Ressourcen des Planeten bringt die Menschheit an den Rand der Selbstzerstörung: Wir leben inmitten von Epidemien, die vor allem durch die ständige Verbreitung von Chemikalien (Pestizide, Insektizide, endokrine Disruptoren usw.) verursacht werden und gleichzeitig gesundheitsschädlich sind, und wir leben umzingelt von einer Atmosphäre mit einem so hohen Verschmutzungsgrad, dass ein großer Teil der Bevölkerung Allergien und Krankheiten entwickelt. Diese Ausbeutung der natürlichen Ressourcen bringt auch die Verwüstung des Territoriums durch die Techno-Industrie mit sich: das Mittelmeer wird zur Kanalisation-Kloake, Südostasien zur chemischen Wüste, Afrika zur großen Deponie usw.

Das Auftreten des als Covid-19 bekannten Virus ist eine Folge der industriellen Zivilisation, für uns ist es nicht wichtig, ob das Virus von einer Fledermaus mutiert ist, möglicherweise aufgrund der Industrialisierung ihres Lebensraums, oder ob es ein Angriff der USA auf die chinesische Wirtschaft ist, für uns ist es wichtig, dass es die Folge eines Systems ist, das jeden Prozess, jedes Objekt oder jedes Lebewesen auf der Erde zur Ware macht, es ist die Gier eines Systems, das die Vernichtung aller Lebewesen verfolgt, um die Welt zu künstlich zu machen. Wir konnten nicht glauben, dass unsere Lebensweise, die auf kontinuierlichem Wachstum auf einem eigentlich endlichen Planeten basiert, nicht diese Folgen und andere Katastrophen mit sich bringen würde. Hunderte von chemischen Produkten, die in unserem täglichen Leben vorhanden sind, verändern natürliche Prozesse, die Hunderte von „Katastrophen“ (Epidemien, Klimawandel usw.) auslösen. Es sind dieselben Produkte, die in China jährlich anderthalb Millionen Todesfälle verursachen und die nicht in den Nachrichten erscheinen, die weder sozialen Alarm, noch Einsperrung oder einen Alarmzustand hervorrufen. In Spanien sterben jedes Jahr 10.000 Menschen an den Folgen der Umweltverschmutzung, und es gibt keine Panik, sie gehören zu den notwendigen Opfern, damit die industrielle Welt weiter funktionieren kann. Wichtig ist, dass der Fortschritt und seine Gier nicht aufhören.

Im Prinzip handelt es sich bei Covid 19 (auch wenn er noch untersucht wird) um eine Grippe mit ähnlichen Symptomen wie die gewöhnliche Grippe, und beide betreffen mehr Menschen, die an früheren Krankheiten litten, und insbesondere die ältere Bevölkerung, beide Grippe unterscheiden sich in der schnellen Verbreitung und der Ansteckungsfähigkeit der ersten, was den Gesundheitsalarm ausgelöst hat. Zum Zeitpunkt der Verfassung dieses Textes sind fast 300 Menschen an Covid 19 gestorben, jedoch hat die allgemeine Grippe in Spanien im vergangenen Jahr mehr als 6.000 Todesfälle verursacht und im Jahr 2018 8000 erreicht. Angesichts dessen fragen wir uns, warum diese außergewöhnliche Situation des sozialen Alarms, die zu einem großen Teil durch die Medien und die Undurchsichtigkeit der Informationen, die von denjenigen übermittelt werden, die unser Leben verwalten, geschaffen wurde.

Um der Pandemie ein Ende zu bereiten, hat der Staat den „Alarmzustand“ verordnet, der Bewegungsverbote, Einsperrung, verstärkte Kontrolle, Aussetzung von Versammlungen und des öffentlichen Lebens im Allgemeinen, Kontrolle der Transportmittel und wer weiß, ob die Verteilung von Lebensmitteln bald folgen wird. In diesem Prozess sehen wir, wie der Staat öko-faschistisch wird, wo die Regierung zunehmend gezwungen sein wird, die immer „seltener“ werdenden Ressourcen und den Raum zu verwalten, was dazu führt, dass die Erhaltung der notwendigsten Ressourcen nur durch den Verzicht auf ein anderes Bedürfnis gewährleistet wird: die Freiheit.

In Abwesenheit eines inneren oder äußeren Feindes hat der Staat einen Feind gefunden, vor dem er sein ganzes Kriegspotential zeigen und gleichzeitig die Unterwerfung der Bevölkerung durch Angst und Repression akzentuieren kann, während er angesichts des durch die Epidemie hervorgerufenen Terrors die einzige Möglichkeit der Rettung darstellt. Für uns besteht die Lösung nicht in einem autoritäreren Staat, sondern im Verschwinden aller Formen von Autorität. Von nun an ist es möglich, dass als Folge der ökologischen und sozialen Verwüstung der Welt Alarm- und Ausnahmezustände … aufeinander folgen, weil wir sicher sind, dass es weiterhin Katastrophen geben wird. Wir übertreiben nicht, wenn wir von Kriegspotential sprechen: Wir sehen bereits, wie die Armee an strategischen Orten Stellung bezieht, die Polizei die Straßen stärker kontrolliert und Drohnen mit Kameras die Bewegungen der Bevölkerung überwachen. Die Maßnahmen des Alarmzustands zielen nicht nur darauf ab, die Grippepandemie zu beenden, sondern auch eine andere Pandemie zu verbreiten: die des freiwilligen Dienstes der Bevölkerung durch Gehorsam gegenüber den Gesetzen angesichts der Gefahr der Pandemie, um die Kritik am Staat und am Kapitalismus angesichts der Angst und der möglichen Risiken zu beenden. Diese freiwillige Knechtschaft wäre ohne die Unterwerfung unter unsere technologischen Geräte und die von ihnen geschaffene Lebensweise nicht möglich. Angesichts einer Pandemie oder einer anderen Katastrophe sind wir Technokrat*innen, Spezialist*innen, Expert*innen, Wissenschaftler*innen usw. ausgesetzt, jenen Manager*innen von Raum und Zeit, die in ihren rationalen Berechnungen alles geplant haben.

Ebenso werden die Folgen dieser Epidemie oder jeder anderen industriellen Katastrophe wirtschaftlich verheerend sein; wir sehen bereits jetzt die kritische Situation tausender Menschen, die in die Arbeitslosigkeit oder die Unsicherheit ihrer Arbeitsplätze gezwungen werden. Wie immer werden die Verschlechterung der Lebensbedingungen von den am meisten benachteiligten Schichten der Gesellschaft ertragen, die bereits seit Jahren den harten Ansturm der „kapitalistischen Krise“ und ihrer Einschnitte ertragen müssen. Im Gegenteil, es wird sicherlich große Vorteile für die Oberschichten, wie z.B. die Eigentümer der großen Pharmaunternehmen, bringen.

Angesichts der Epidemie, der industriellen Einsperrung, in der wir leben, werden wir in unsere Ziegel- und Betonkäfige eingesperrt, aus denen wir der überwältigenden Realität nur mit Hilfe unserer technologischen Geräte praktisch entkommen können. Dieselben Geräte, die uns der Entfremdung von der industriellen Lebensweise unterwerfen und diese fortwährend aufrechterhalten. Jene Geräte, die uns entmenschlichen und unsere Wahrnehmung, unser Gehirn, unsere Gefühle usw. formen, die unser Selbst- und Weltbild neu gestalten. Angeschlossen an die virtuelle Welt bleiben wir der Realität einer feindlichen Welt, einer Epidemie oder einer nuklearen Katastrophe fern. Diejenigen, die unser Leben verwalten, beanspruchen keine Verantwortung, indem sie versuchen, uns zu Teilnehmern an den Katastrophen des industriellen Kapitalismus zu machen. Dies ist merkwürdig, denn eines der Merkmale der Postmoderne ist die fehlende Verantwortung in den Handlungen eines jeden von uns, da wir an der Maschine teilnehmen, die sich ihrer Auswirkungen „nicht bewusst“ sind. Für uns sind nur die technische Organisation des Lebens und diejenigen, die es verwalten, verantwortlich.

CONTRA TODA NOCIVIDAD (GEGEN ALLE SCHÄDLICHKEIT)

MÄRZ 2020

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Einzelfälle

Auf der Seite der Unterdrückten Zahlenspiele zu machen, ist ein risikoreiches Unterfangen, man läuft Gefahr dabei, sich zurückzulehnen, die Arme vor dem eigenen immer fetter werdenden Wanst zu verschränken und sich in seiner eigenen Eitelkeit und “Ich habs euch ja gesagt” Mentalität zu verstecken. Ein jeder findet genug Gründe sich mit etwas unangenehmen abzufinden. Jeder trägt sein Schärflein bei zum Status Quo. Eines jeden Handlung oder nicht Handlung ist mitentscheidend, für die Entwicklung der Geschehnisse. Sich Im letztlich freiwilligen Hausarrest zu befinden, lädt einen geradezu dazu ein, sich in Texten, Büchern und der virtuellen Welt zu verschanzen und so zu tun, als könnte man nichts tun als warten, warten, bis eine kritische Masse erreicht ist, welche der Herrschaft “zuviel” wird uns sie “aus eigenen Stücken” entscheidet, die Welt wieder “Normal” werden zu lassen. Aber von welchem Normal reden wir hier eigentlich? Es gibt nie einen Weg zurück, den hat es niemals gegeben, jeden Tag trifft man bewusst, oder unbewusst Entscheidungen, auch sich die Wampe vollzufressen und sich zuzudröhnen, sei es in der virtuellen, derealisierten Welt, dem eigenen derealisierten Dasein, oder über ebenso derealisierende Substanzen oder eben Kohlenhydraten. Die Grenzen verschwimmen sehr leicht. Man kann nicht warten bis genug Einzelfälle passiert sind, wie am 18.März in Via Lucio Petrone in Salerno (Kampanien), wo sich eine 52 jährige alte Frau das Leben nahm indem sie vom Balkon sprang, Mutter von zwei Kindern, angeblich mit einem leichten Zustand der Depression, was auch immer das heissen mag. Weiters schreibt die Zeitung, soweit man diesen Aasgeiern vertrauen will, dass sie Besessen war von der Angst sich vom Corona-Virus anzustecken, bis sie ihrer Angst nachgab und sich umbrachte. Sie wird lapidar als “Corona – Opfer”, wenn auch “indirekt” geführt. Der Zynismus der Speichellecker der Herrschaft kennt keine Grenzen.

Ebenso am 18ten März bringt sich eine Krankenschwester, die in einer Abteilung des Krankenhauses von Jesolo arbeitet um. Sie arbeitete mit Corona-Virus Patienten. Ihr war es lieber, sich in den Piave – Fluss zu werfen, als die Ergebnisse des Corona – Tests abzuwarten. Sie lebte alleine und isoliert durch die umfassenden Massnahmen des italienischen Staats, obwohl sie eine der in den Medien so hochgelobten “Verantwortungsbewussten” war. Viele von diesen ach so wichtigen Rettern des italienischen Nationalismus verdienen 1000 Euro im Monat, und im Moment gibt es viel an Überstunden zu machen. Sofern andere sich nicht auch irgendwo einen Strick um den Hals legen und den Hocker umwerfen, werden sie sich, wie im Krieg, bzw. dem Kriegsvokabular so üblich, mit einer Medaille begnügen müssen, die sie sich dann daheim an die Wand hängen können, wo diese niemand sieht, ausser man macht ein Photo und teilt dieses in der virtuellen Welt. Ach, ihr Herrscher, wie ich letztlich eure Offenheit doch beneide. Die freiwillig und weniger freiwillig Unterdrückten, sind viel weniger offen, weil gutgläubig. Und Gutgläubige dürfen irgendwann einen falschen Weg, den sie vor Jahrzehnten eingeschlagen haben, nicht mehr als falsch erkennen. Zuviel haben sie auf diesem Weg investiert, zuviel ist schon passiert, zu steif sind sie geworden, zuviel “steht auf dem Spiel”. Dann springe ich doch lieber vom Balkon, als zu Zeiten des Zweifels, zu Zeiten des Bauchgefühls, das etwas nicht stimmt, in welcher mich eine Intuition ereilt, einmal mein Maul aufzumachen und sogleich in diesem Moment Konflikte zu riskieren, die mir letztlich den Verstand retten könnten. Aber ich verliere mich, rechnen wir nicht. Zählen wir die tragischen Selbstmorde nicht, die zu erwarten waren. Es wird nicht auf Summen von Selbstmorden oder anderen Summen ankommen, sondern zur richtigen Zeit, am richtigen Ort zu wissen was man zu tun hat. Und manchmal reicht ein einzelner Schuss um einen Aufstand loszutreten. 

Legen wir die Bücher beiseite und lernen wir was es bedeutet zu handeln. Nichts mehr oder weniger als unsere Leben könnten wir verlieren. Aber wie ein 83 jähriger Mann bei einer Kontrolle der Carabinieri ihnen salopp ins Gesicht gesagt hat, “Ich hole mir lieber den Virus, als meine restlichen Tage in diesem Regime zu leben”, möge das auch für uns gelten.

 

https://www.lacittadisalerno.it/cronaca/coronavirus-ossessionata-dal-covid-19-si-toglie-la-vita-a-salerno-1.2389693

https://www.ilmattino.it/primopiano/cronaca/infermiera_jesosolo_suicidio_coronavirus_ultime_notizie_oggi_19_marzo_2020-5120370.html

An die Krone gekettet [Enchaînés à la couronne]

“Die furchterregendste Tyrannei ist nicht die, die den Anschein von Willkür erweckt, sondern die, die mit der Maske der Legalität bedeckt zu uns kommt. »

A. Libertad, 1907

Angesichts der sich weltweit ausbreitenden Covid-19-Epidemie und der drastischen Maßnahmen, die von China bis Italien nacheinander folgen, stellt sich als erstes die Frage, wer zwischen der Henne der Autorität und dem Ei der Unterwerfung derzeit den größten Schaden anrichtet. Diese abrupte staatliche Beschleunigung von Kontrollen, Verboten, Schließungen, Militarisierung, Verpflichtungen, Medienbombardierungen, roten Zonen, Priorisierung von Toten und Leiden, Beschlagnahmungen, Einsperrungen aller Art, die typisch für jede Kriegs- oder Katastrophensituation sind, fällt nämlich nicht vom Himmel. Sie gedeiht auf einem Terrain, das weitläufig durch den sukzessiven Verzicht der tapferen Untertanen des Staates auf jegliche formelle Freiheit im Namen einer illusorischen Sicherheit gepflügt ist, aber sie gedeiht auch durch die allgemeine Entmachtung jedes Aspekts unseres Lebens und durch den Verlust der autonomen Fähigkeit des Einzelnen, an eine völlig andere Welt als diese zu denken.

Wie ein Anarchist vor fast zwei Jahrhunderten sang, ist regiert zu werden im Prinzip gleichbedeutend damit, ständig beobachtet, inspiziert, ausspioniert, gelenkt, dirigiert, reguliert, eingezäunt, indoktriniert, katechisiert, kontrolliert, taxiert, bewertet, zensiert, befohlen” zu werden, und dies “unter dem Vorwand des öffentlichen Nutzens und im Namen des allgemeinen Interesses”. Ob die Diktatur das Werk eines einzelnen Menschen, einer kleinen Gruppe oder der Mehrheit ist, ändert nichts; ob diese durch Laster oder Tugend entfacht wird, auch nicht; ob das in Zeiten einer Epidemie technologischer Häuslichkeit oder, was noch banaler ist, in Zeiten bürgerlicher oder polizeilicher Einflussnahme geschieht, genauso wenig. Welches auch die beschützenden Erscheinungsformen der Regierung für die Menschen und Dinge des Augenblicks sein mögen, auf welchen sicherheitspolitischen Vorwänden sie auch beruhen mögen, jede Regierung ist von Natur aus ein Feind der Freiheit, und es wird nicht die momentan laufende Situation sein, die uns widerspricht. Zu dieser grundsätzlichen Banalität, die die Anbeter der Macht oben erfreut und die Augen derer, die sich von unten danach sehnen, leuchten lässt, wollen wir hinzufügen, dass es auch keine Hirten ohne Herden gibt: Wenn auch die bloße Existenz einer zentralisierten Autorität in Form eines Staates zwar die plötzliche Verhängung von Hausarrest in einem noch nie dagewesenen Ausmaß über ganze Bevölkerungsgruppen dort und da ermöglicht, ist es dennoch eine weitgehend integrierte, vorbereitete und ständig erneuerte freiwillige Knechtschaft, die solche Maßnahmen gestattet und vor allem wirksam werden lässt. Gestern im Namen von Krieg oder Terrorismus, heute im Namen einer Epidemie und morgen im Namen einer x-beliebigen nuklearen oder ökologischen Katastrophe.
 Not und Angst sind diesbezüglich die einzigen Ratgeber für die verängstigten Schlafenden, die, einmal von jeder eigenen inneren Welt beraubt, in einem Reflex Zuflucht nehmen, der auf das einzige konditioniert ist, was sie kennen: die muskulösen Arme von Vater-Staat und unter den beruhigenden Rockzipfel von Mutter-Wissenschaft Zuflucht zu nehmen. Eine tägliche Arbeit, die nicht nur durch die jahrzehntelange Repression gegen jene, welche sich seit dem letzten Versuch den Himmel zu stürmen um sich der Herrschaftsordnung zu widersetzen (der Lohnarbeit, der Schule, der Familie, der Religion, der Heimat, solcherlei), geleistet wurde, sondern auch durch die gemeinsame Sache all der Autoritären und Reformisten, die nie aufhören wollen, in Absprache mit einer Welt, die Atomisierung und Massifizierung perfekt miteinander verbindet, Individuen in Herden zu verwandeln.

“Für den Einzelnen gibt es keinerlei Pflichten, welche auf Basis des Bürgerdaseins diktiert sind. Ganz im Gegenteil. Der Staat ist der Fluch des Individuums. Der Staat muss verschwinden. Dies ist eine Revolution, an der ich gerne teilnehmen würde. Zerstört das Staatskonzept an sich zur Gänze, verkündet, dass die freie Wahl und die geistige Verbundenheit die alleinige und einzig wichtige Bedingung für jede Vereinigung sind, und Sie werden ein Prinzip der Freiheit erhalten, das es wert ist, genossen zu werden”.

H. Ibsen, 1871

Etwa zehn Jahre nachdem er diese Beobachtung in einem Brief an einen Literaturkritiker formuliert hatte, schrieb der norwegische Dramatiker Henrik Ibsen, der dennoch von einem offiziellen Rente lebte ein Stück, das einige Anarchisten aufhetzen würde: Ein Feind des Volkes. Die Geschichte spielt in einem Dorf, dessen Wasser durch ein tödliches Bakterium verseucht ist, was zu einem Streit zwischen den beiden Brüdern, Arzt und Präfekt, die den örtlichen Kurort gegründet haben, führte. Ist es notwendig, ihre reiche Zukunft in Frage zu stellen, indem man die katastrophalen Arbeiten des dörflichen Wassersystems durchführt und die Bewohner vor der Gefahr warnt? Nachdem es nur noch eine Handbreit davon entfernt ist, die Menge davon zu überzeugen, alles zu stoppen sieht der gute Arzt, wie sich diese unter dem Druck der Prominenz und des Einflusses der Lokalzeitung gegen ihn wenden und er darin endet alleine gegen alle zu sein. Aber machen Sie sich nichts vor. In dieser Arbeit wollte Ibsen nicht die Wahrheit der Wissenschaft angesichts des Obskurantismus oder des Marktes preisen (im selben Jahr, 1882, wurde Bakunins posthume Kritik an der Revolte des Lebens gegen die Wissenschaft in französischer Sprache veröffentlicht), sondern die Tyrannei der “kompakten Mehrheit”, jener vielseitigen Masse, die aufgrund der Interessen der Mächtigen wankte, anprangern.

Mehr als ein Jahrhundert ist seit diesem theatralischen Erfolg vergangen, der nun aus einer anderen Galaxie zu kommen scheint, und die Verbindung von Staatsvernunft und der Wissenschaft der Vernunft seitdem alle Schrecken gezeigt hat, zu denen sie fähig war, von den industriellen, militärischen und nuklearen Massakern innerhalb und außerhalb der Grenzen bis hin zur dauerhaften Vergiftung des gesamten Planeten und der reglementierten Zusammenhänge der menschlichen Beziehungen. In einer globalisierten Welt, in der die Menschen ständig im Griff einer technisch-industriellen Umstrukturierung sind, die jede empfindsame Wahrnehmung (von der alten Trennung zwischen dem, was produziert wird, und seinem Zweck, bis hin zu seiner eigentlichen Bedeutung für die Realität) verstört, was bleibt dann für die Besitzlosen übrig, wenn das Unbekannte eines neuen tödlichen Virus eintrifft? Wenn man sich an schwankende Statistiken hält, die behaupten, dass etwa 70% der Bevölkerung von Covid-19 betroffen sein werden, dass nur 15% der Betroffenen mehr oder weniger schwere Symptome haben werden und dass 2% aufgrund des Alters und vorherigem Gesundheitszustand sterben werden? Die Befehle der Macht wie üblich befolgen, die bereits jedes Überleben von der Geburt bis zum Tod regelt, zwischen der Erpressung aufgrund des Hungers und der Erpressung aufgrund des Gefängnisses, und in Erwartung darauf wie beim Klima, dass es dieselben Verantwortlichen für die Ursachen sind, die die Folgen lösen werden? Sollte man sich nicht die Frage des Unterschieds zwischen Überleben und Leben stellen, zwischen der Quantität eines Lebens, das von seiner Geburt an bis zu seiner Auslöschung unaufhaltsam abnimmt, und seiner Qualität, was wir hier und jetzt mit ihm tun wollen, unabhängig von seiner Dauer, die nicht im Voraus bekannt ist? Eine Eigenschaft, die auch in Frage gestellt werden kann, wenn sie von jedem Freiheitsstreben getrennt wird, wenn sie bereit ist, sich freiwillig mit einem einfachen Fingerschnipsen vom Rudelführer einsperren zu lassen.

Denn anstatt sich lieber über die autoritäre und technologisierte chinesische Verwaltung der Covid-19-Epidemie zu wundern, haben 60 Millionen Italiener am Abend eines bestimmten 9. März über Nacht den minimalsten kritischen Geist aufgegeben, indem sie das “Ich bleibe zu Hause” akzeptierten, das der Staat für mindestens vier Wochen verordnet hatte, nachdem er die Einrichtung einer riesigen roten Zone getestet hatte, die das Land in zwei Teile zerschnitt. Zum Zeitpunkt in dem wir diesen Text schreiben, haben sich derartige strenge Quarantänemaßnahmen in ebensolchem großen Umfang auf Spanien (47 Millionen Einwohner) ausgeweitet, währenddessen Portugal, Rumänien, Serbien und die Vereinigten Staaten gerade den Notstand ausgerufen haben, mit allem, was dies an Zwängen bezüglich dieser unverantwortlichen Menschen bedeutet, die es wagten, der großen geregelten Einschliessung zu trotzen. Einer Gefangenschaft mit samt der Erlaubnis, sich innerhalb dessen bewegen zu können, was die endgültige Basis bildet: Wohnung-Arbeit-Supermarkt. Um eine Vorstellung von dem was folgt zu vermitteln, wurde die von Drohnen unterstützte Armee gerade in Spanien auf den Bahnhöfen und Straßen der Großstädte (Militärpolizei und Mitglieder der Unidad Militar de Emergencias, UME) in Stellung gebracht, ebenso in Italien mit den 7000 Soldaten, die sie nach der Operation Strade Sicure im Jahr 2008 nicht mehr verlassen haben, und ebenso viele, die sich in höchster Alarmbereitschaft befinden, in Erwartung von Unruhen, wenn der Höhepunkt der Ansteckung den Süden der Halbinsel erreichen wird. Jedes Land wird auch vorerst seine kleinen Eigenheiten in Bezug auf die Genehmigungen für “nicht wesentliche” öffentliche Orte beibehalten können, um einen Fetzen demokratischer Fassade zu erhalten – Kioske und Parfümerien in Italien, Weinhändler und Hotels in Frankreich, Märkte und Friseure in Belgien, aber ohne jegliche Illusionen über ihre Dauer.

Wir sind Zeugen einer Bewegung der nationalen Einheit, welche die meisten (Über)Lebensbereiche um eine Ordnung herum berührt, die sich selbst einen Freibrief gegeben hat, und dies auf einer Ebene, das in den meisten westlichen Ländern seit dem Zweiten Weltkrieg beispiellos ist. Eine Übung der freiwilligen Knechtschaft, die durch die verschiedenen Notfälle des “Terrorismus” oder der “Naturkatastrophen” in den letzten Jahren an verschiedenen Orten gut vorbereitet und in kleinem Maßstab getestet worden war, aber nie so lange und mit solcher Intensität. Und es besteht kein Zweifel daran, dass diese Übung wahrscheinlich viel länger dauern wird als angekündigt, wodurch sich neue Situationen ergeben werden, die immer noch schwer vorhersehbar sind.

***

“Die Luft steht still. Wie weit sind die Vögel und die Quellen entfernt! Es kann nur das Ende der Welt dahinter geben”.

A. Rimbaud

Angesichts dessen, was die Herde am besten zu tun weiss, nämlich die Befehle auszuführen, gibt es auch noch eine Reihe von Personen, die sich aus verschiedenen Gründen nicht so leicht unterwerfen wollen, andere, die sicherlich versuchen werden, Lücken in den Einsperrvorrichtungen zu finden, wenn der Desorientierungseffekt sich einmal aufgelöst hat (und mit Hilfe der Langeweile der Selbstabschottung), sowie jene tüchtigen Seelen, die beabsichtigen, ihre rastlose Arbeit fortzusetzen, um die Herrschaft zu untergraben oder die sich öffnenden Gelegenheiten zu nutzen.

Warum sollte der Virus der Autorität im Grunde genommen darauf verzichten, die Angst zu benutzen, wie er es immer getan hat, auch wenn es bedeutet, sie gegebenenfalls zu verstärken oder zu erzeugen, nicht nur, um seine Kontrolle über Körper und Geist zu intensivieren, sondern vor allem, das Gift der Unterwerfung angesichts eines unerwarteten Ereignisses zu verstärken, das die Karten neu mischen kann, indem es ihm entgleitet?

Was könnte sicherer sein für die Macht als beispielsweise ein Krieg, in dem die heilige Gemeinschaft, Religion und Opferbereitschaft einen großen Teil der Bevölkerung um ihn herum verschweißen, aber was ist auch unsicherer als ein Krieg, wenn sie ihn verliert, oder nicht durchführen kann, mit einer anfänglichen Unzufriedenheit, nicht aus der Opposition, sondern aus Protest wegen Misswirtschaft oder zu hohen Preisen, die wiederum zu einer globalen Infragestellung führen können, wenn die revolutionären Versuche nach dem Ersten Weltkrieg in den besiegten Reichen (Deutschland, Russland, Ungarn) euch noch etwas sagen. Man wird uns entgegnen, dass sich die Zeiten geändert haben und dass es damals zumindest eine Ersatzutopie für das Existente gab. Dies ändert jedoch nichts an der Tatsache, dass ein zeitgenössischer westlicher Staat von der Panik des Überlebens, von der Wut angesichts der höheren Sterblichkeitsrate aufgrund eines weitgehend abgebauten Gesundheitssystems und von einem Virus, der 20 bis 30% aller Berufe vorübergehend lahmlegen kann, überwältigt ist (110 mobile Gendarmen aus Grasse sind seit dem 12. März eingesperrt, ebenso wie alle Polizisten des Comicos von Sanary-sur-Mer seit dem 14. März oder ihre 400 Pariser Kollegen der Netzbrigade der Region Paris), was Möglichkeiten schafft, oder durch Revolten bestimmter Gebiete oder Bevölkerungsgruppen, und das alles innerhalb einer geschwächten Wirtschaft*. Er sieht sich einer neuen Situation gegenüber, die sogar außer Kontrolle geraten könnte.

Sowohl bei der Befriedung der Gesellschaft als auch bei Konflikten ist es für jeden durchaus bequem, die Dinge so zu sehen, wie es ihm passt, oder nur das zu sehen, was vor seiner Nase präsentiert wird, und dies umso mehr, wenn die von den Machtsprechern verbreiteten Informationen immer karger werden, was in Zeiten der Krise oder Instabilität, wenn alle zusammenrücken, noch deutlicher wird. Aber wer hätte je gedacht, dass Zeitungen oder soziale Netzwerke ein Abbild der Realität widerspiegeln oder dass, wenn sie nichts über den laufenden Antagonismus sagen, außer dass sie seine Bedeutung verändern oder sich mit einer Verhaftung brüsten, nichts passiert? Selbst mit dem wissen, dass wir erst am Anfang einer neuen Periode stehen, die sich gerade öffnet und monatelang andauern könnte, ohne einer geraden Linie zu folgen, kam eines der ersten Anzeichen für einen Aufstand aus den italienischen Gefängnissen, und wie noch dazu!
 Nach den Maßnahmen des Staates gegen die Ausbreitung von Covid-19 und auch in Bezug auf die Gefängnisse (Besuchsverbot, Abschaffung der Halbfreiheit und der Aktivitäten im Inneren) brachen am 7. März die ersten Meutereien aus und breiteten sich innerhalb von drei Tagen auf etwa dreißig Gefängnisse von Norden nach Süden aus. Mindestens 6000 Gefangene rebellierten: Geiselnahme von Wächtern oder Personal, Öffnung von Zellen und Verwüstung von Teilen oder sogar ganzen Gefängnissen (wie das nunmehr unbenutzbare Gefängnis von Modena), verschiedene Brände und Besetzung von Dächern, aber auch Fluchten wie in Foggia, wo 77 Gefangene entkommen konnten (wovon vier noch frei sind) nachdem sie den Zugang zum Ausgang erzwangen, nachdem sie alle Akten und Dokumente, die ihre Identität betreffen, zerstört hatten; zumindest ein Dutzend Tote kennzeichneten diese erste Rebellion.

In einem anderen Zusammenhang, nach der großen, jenseits der Alpen verordneten Einschliessung, bei der jede Person, die sich ausserhalb des Hauses begibt, mit einem selbst auszufüllenden Zertifikat (eine Erklärung seines Ehrenworts) ausgerüstet sein muss, die den Grund des Verlassens des Einschlusses bescheinigt, wobei das Kästchen Arbeit, Gesundheit und anderen sehr begrenzten, nur auf die vom Staat genehmigten Bedürfnisse (wie Einkaufen oder Gassi gehen mit dem Hund, aber nur allein und in der eigenen Nachbarschaft) angekreuzt wird, hat nun ebensolcher Staat die Daten der ersten Tage der Ausgangssperre veröffentlicht: über 106.000 Personen wurden kontrolliert, fast 2.160 wurden wegen Verletzung des Ausnahmezustands mit einer Geldstrafe belegt (11. März), dann wurden von 157.000 überprüften Personen weitere 7.100 mit einer Geldstrafe belegt (13. März). [Am 18. März wurden 46 000 Verstöße gegen das Ausgehverbot gemeldet. Anm. d. Ü.] Unterschiedlichste Fälle werden berichtet; sie reichen von unverschämten Menschen, die es wagten, sich auf ein Bier in einem Park zu treffen, über unverfrorene Menschen, die den menschenleeren Strand nutzten, um Beach-Volleyball zu spielen, bis hin zu einem Familienvater, der für seinen zu Hause festsitzenden Sohn eine Playstation kaufte, oder einem Paar, das lieber von Angesicht zu Angesicht als am Telefon streitet, bis zu dem Versuch, einen Geburtstag unter Freunden zu feiern oder Karten unter Nachbarn zu spielen, obwohl das Dekret verlangt, dass alle je nach dem Wohnsitz, an dem sie angemeldet sind, zu Hause bleiben und nur einer getrennt vom anderen rausgehen darf, wobei sie sich bei jeder Kontrolle rechtfertigen müssen. Viele Großstädte (Mailand, Bologna, Turin, Rom) haben somit Parks, Gärten, Fahrradwege oder andernorts die Strände geschlossen, um zu verhindern, dass sich Widerspenstige finden, die das gute Wetter ausnutzen.

Man kann sich jedoch des Eindrucks nicht erwehren, dass diese zaghaften Übertretungen derzeit eher mit der plötzlichen Vervielfachung der Verbote als mit einer Rebellion gegen diese Maßnahmen zusammenhängen. Wenn viele jetzt mehr Freizeit zur Verfügung haben, weil sie nicht in der Schule oder bei der Arbeit sind, finden sie sich immer noch auf die gleiche Weise wie früher eingesperrt: den Bedingungen der Macht entsprechend. Einen Befehl zu missachten, weil eine tief verwurzelte Gewohnheit zu schnell modifiziert werden muss, ist keineswegs dasselbe wie sich zu weigern, von irgendeiner Behörde Befehle zu befolgen, oder aus eigenem Antrieb der Herrschaft Zeit und Raum zu entreißen, um sie in etwas anderes zu verwandeln. Dies nennt man die Heilige Ökonomie oder das Gemeinwohl.

Da wir erst am Anfang dieser frühen globalen Welle von Maßnahmen stehen, die auch Straßendemonstrationen verbieten, wollen wir präzisieren, dass Algerien, welche solche gerade im Namen von Covid-19 verboten hat, am 13. März, insbesondere in der Kabylei, während der 56. Woche der Proteste gegen die Herrschaft mit Massenverstößen konfrontiert war; dass in Chile, wo der Aufstand Anfang März nach dem Ende der Feiertage wieder aufgenommen wurde, der Gesundheitsminister angekündigt hat, dass das Land mit der Einrichtung einer Massenquarantäne in Phase 3 eintreten wird; und dass in Frankreich, wo der Staat am 13. März beschlossen hatte, die Schwelle für Kundgebungen von 1.000 auf 100 Personen herabzusetzen, Straßendemonstrationen immer noch eine Ausnahme darstellen, die “für das Leben der Nation nützlich sind” und aus Angst vor zu heftigen Reaktionen toleriert werden, und dass man darauf vertraut, dass die Gewerkschaften sie nicht mehr selbst organisieren werden (Am 13. März zogen in Lyon 3000 junge Leute auf und sangen Es ist nicht Corona der uns holen wird, sondern der Staat und das Klima”, ganz zu schweigen von der Pariser Demonstration der Gelbwesten am 14. März, die mit der Polizei zusammenstieß und mehrere verbrannte Autowracks hinterließ).

***

Und schließlich laufen von Seiten der Feinde der Behörden viele Menschen Gefahr, überrascht zu werden, wenn sie nicht vorher über die Frage nachgedacht haben, was sein wird, wenn eine solche Situation ausbricht: nicht die eines unerwarteten Aufstandes, sondern die einer plötzlichen und brutalen Verschärfung des Handlungsspielraums, zum Beispiel im Hinblick auf die möglichen Bewegungen, wie es zu Beginn des Aufstandes in Chile mit der Ausgangssperre oder eine Woche lang in Italien und dann in Spanien mit der Quarantäne des ganzen Landes geschah und geschieht. Und dies nicht nur wegen der zunehmenden Kontrollen, sondern auch wegen der Kollaboration von Bürgern, die den öffentlichen Raum auf Befehl verlassen und damit widerspenstige Personen offensichtlich machen oder zunehmend selbst Anzeigen machen, wo sie doch damit beschäftigt sind, sich hinter den Fenstern verschanzt in ihrer freiwillig eingenommenen Einsperrung zu langweilen mit Bedacht darauf dazu beizutragen, dass die Maßnahmen, die sie als schützend erachten, eingehalten werden.

Über die Frage nachzudenken, wenn es nicht bereits geschehen ist, bedeutet zum Beispiel zu wissen, welche Wege von der eigenen Wohnung zu günstigeren und hilfreicheren Orten führen, oder bereits identifiziert zu haben, welche über uns angebrachten Augen des Staates durchstochen werden sollen, um seine eigenen endlich wieder aufzumachen, aber auch, wie man es am geschicktesten anstellt aus der Stadt herauszukommen (diesmal vielleicht mit diesen Masken, die uns von der Macht empfohlen werden!) oder welche Landwege man einschlagen muss, damit man neue Kontroll- und Blockadepunkte am Horizont voraussehen kann. Es bedeutet auch die Vorstellungsgabe zu entwickeln, etwas, das eine weitere Schwierigkeit der großangelegten Einschlusses anbelangt, wie und wo man im Falle von Versorgungsengpässen zu etwaigen (Hilfs-)Mitteln kommt (viele Läden, die kein Essen verkaufen sind geschlossen). Dies kann auch eine gute Gelegenheit sein, das Problem der nicht durch die Technologie vermittelten Kommunikation zwischen mehr oder weniger verstreuten Komplizen, deren Zirkulation plötzlich komplizierter werden kann, neu zu strukturieren und, warum nicht, neue zu finden, die aus ihren eigenen Gründen das gleiche Bedürfnis verspüren, der Invasion der Straßenkontrollen zu entkommen (die große freiwillige Inhaftierung weist diese Besonderheit auf, welche die Gruppe der Leute, die nicht die Absicht haben, sich zu beugen, noch augenscheinlicher macht). Es gibt also viele Fragen, denen man sich dringend stellen muss, und so viele Gelegenheiten, den Blick auf ein Gebiet zu überdenken, zu beobachten und zu verändern, das gestern noch vertraut war, in welchem aber Räume und Grenzen sowohl hier auch drastisch abnehmen, sich aber anderswo ausdehnen werden können, oder welche alleine durch die neuen Imperative der Macht im Hinblick auf das Management der Epidemieströme, Wohnung-Arbeit-Supermarkt, verändert werden können.

Auf Seiten der Macht bringen die meisten Krisenpläne, die in den verschiedenen Ländern umgesetzt werden (in Italien und Spanien; wobei Deutschland oder Frankreich bis zu den nächsten Kommunalwahlen diesbezüglich noch blockiert sind), bisher einige Konstanten hervor, die zu ignorieren schade wäre.

Zum Beispiel ist es eine Gelegenheit für den Kapitalismus, auf eine Beschleunigung dessen hinzuarbeiten, was einige seit einiger Zeit als die Vierte Industrielle Revolution (nach Dampf, Elektrizität und Informationstechnologie) bezeichnet haben, sprich die totale digitale Vernetzung in allen Lebensbereichen (von der Physik bis zur Biologie oder Wirtschaft). Halten wir uns vor Augen: Hunderte von Millionen von Schülern von der Grundschule bis zur Universität, die nach der Schließung aller physischen Lehranstalten in verschiedenen Ländern sich plötzlich in permanenten Fernkursen wiederfinden; ebenso viele Arbeitnehmer, die zur Telearbeit gezwungen werden (durchschnittlich 20 bis 30%), unabhängig davon, ob sie daran gewöhnt sind; die massenhafte Vermehrung von Diagnosen durch einen zwischengeschalteten Bildschirm, der auf die Sättigung der medizinischen Praxen folgt; die Explosion der Kreditkartenzahlungen aus Angst, durch die Verwendung von Münzen und Banknoten infiziert zu werden. Und wenn wir zu all dem noch die Tatsache hinzufügen, dass die eingesperrten Bevölkerungsgruppen sich bereitwillig all dem widmen, was sie am Denken oder Träumen hindert, sich in Online-Shopping, Fernsehserien, Streaming-Spiele oder virtuelle Kommunikation mit Menschen zu stürzen, wird deutlich, dass sich die Wichtigkeit von Mobilfunkantennen, Glasfaserkabel und anderen optische Verbindungsknoten (NRO) oder einfach der Energienetze, die all dies antreiben, verzehnfacht haben. Nicht nur für die Produktion oder Hobbys, sondern einfach als die Hauptnabelschnur zwischen den einzelnen Lazaretten und der lebendigen Welt, die in der Tat mehr denn je derealisiert wurde.

Wenn man dann noch weiß, dass eine schöne Antenne, ein Transformator, ein Strommast oder ein Glasfaserkabel mehr als je zuvor bestimmen, wie man die Zeit der Selbsteinschlissung verbringt, sowie die Arbeit und die Massenerziehung aus der Ferne, aber auch für die Übermittlung der Herrschaft die von weissen Hemdkragen ausgeht und für die technologische Beschattung der Kontrolle (und das nicht nur in China oder Südkorea), eröffnet das dabei nicht interessante Wege, um diese neue Normalität zu durchbrechen, von welcher die Macht aus dem Vollen schöpft? Ganz zu schweigen von dem möglichen Lawineneffekt angesichts der mehr als konsequenten Zunahme des Internet- und Telefonverkehrs sowie der geringeren Verfügbarkeit von Technikern, die sich im Krankenstand befinden…

Der zweite Punkt, der in den europäischen Notfallplänen konstant zu sein scheint, ist die Priorität, die der minimalen Aufrechterhaltung des Transports eingeräumt wird, mit dem Ziel die Arbeitnehmer, die nicht auf als kritisch definierte Industrien und Dienstleistungen beschränkt sind, dazu zu bringen, den Warenfluss per LKW oder Bahn zu letzteren aufrechtzuerhalten, sowie die Versorgung von Städten, deren Reserven bekanntermaßen auf wenige Tage beschränkt sind. Auch hier ist dies eine nicht zu vernachlässigende Gelegenheit für diejenigen, die die Wirtschaftsbereiche destabilisieren wollen, welche die Regierung um jeden Preis erhalten will und die immer sichtbarer werden (in Katalonien ist derzeit die Rede von der Schaffung spezieller Korridore für gesunde Arbeiter und um Waren zu bestimmten Produktionsstätten zu bringen).

In Zeiten von Not- und Krisenzeiten auf diesen Ebenen, in welchen alle
 sozialen Beziehungen brutal aufgedeckt werden (im Sinne von Entmachtung als Priorität für Staat und Kapital), in denen die freiwillige, von Angst getriebene Knechtschaft sich schnell in einen Alptraum verwandeln kann, auf den sich die Herrschaft wiederum anpassen muss, ohne alles zu kontrollieren, ist das Wissen, wie man auf feindlichem Gebiet handeln kann, nicht nur eine Notwendigkeit für diejenigen, die nicht in ihrem kleinen Hauskäfig ersticken wollen, sondern auch ein wichtiger Moment, um neue Salven gegen feindliche Einrichtungen abzufeuern. Auf jeden Fall, wenn man für eine völlig andere Welt kämpft, die auf einer Freiheit ohne Maß basiert. Die Revolte, die ist das Leben.

[14. März 2020]

* Beispielsweise beginnen viele Industrien aufgrund der Unterbrechung der Versorgungsketten aus China zu verlangsamen, während Deutschland gerade staatlich verbürgte Darlehen an Unternehmen in Höhe von 550 Milliarden Euro angekündigt hat, was ein noch stärkerer Hilfsplan ist als der, der während der Finanzkrise von 2008 in Kraft trat. Viele beginnen von einer Zeit der globalen Rezession zu sprechen.

aus dem italienischen und französischen,

Quellen:

[Avis de tempêtes, n. 27, 15 marzo 2020]

https://finimondo.org/node/2448

Von Kartenhäusern und Pokerbluffs

Stellen wir uns vor, ein Kartenhaus, wie lange es oftmals dauert dieses stabil zum Stehen zu bekommen. Bis man alles ausbalanciert hat; während des Aufbauens fällt mal eine auf eine schon bestehende Sektion und alles fällt wieder um, man fängt von vorne an, man baut und bis zu den letzten zwei Karten, man weiss nicht ob doch alles halten wird. Endlich man hat es geschafft, das Kartenhaus steht. Nun lehnt man sich zurück und betrachtet sein Werk und man ist zufrieden. Doch ist das eine Zufriedenheit, die einen ausfüllt, entspannt man sich beim Anblick seines grade eben erbauten Werkes? Man weiss intuitiv, dass sich die Situation schnell ändern kann, ein Rüttler am Tisch, auf dem man die Karten platziert hat, oder man hat vergessen die Balkontür zu schliessen, und aus einem noch unerfindlichen Grund bläst der Wind herein, obwohl kein Zug zu spüren war, gerade noch. Und was passiert wenn der Tisch unerwartet rüttelt, oder der Wind der plötzlich weht, die unterste Karte zum Wanken bringt?! Wir wissen was passiert, wir wissen es intuitiv lange vor dem Zeitpunkt schon, wo wir überhaupt die Idee hatten, dieses Kartenhaus zu bauen; die erste Karte fällt, und alles wird instabil, hätten wir eine Zeitlupenaufnahme, könnten wir den genauen Verlauf sehen, wie der Kartenturm in sich zusammenbricht. Doch wir haben keine Kamera mit Zeitlupenfunktion, wir dachten nicht daran als wir in den Raum kamen um den Turm zu bauen. Doch mit oder ohne technischem Hilfmittel ist das Ergebnis dasselbe. Das Kartenhaus stürzt ein und nun liegen die Karten in Unordnung auf dem Tisch. Doch das ist ein Anfang. Was danach kommt können wir nicht vorhersehen. Doch das ist ein guter Anfang.

 

Am Vorabend wurden diese Karten noch zum Pokerspielen verwendet, es war eine vernebelte Nacht, vier Spieler, alle Raucher, es floss einiges an Alkohol. Und einer dachte er könnte alle zum Narren halten. Er hatte sein Blatt, kein wirklich gutes, doch er hatte gute Übung darin in seinem Blick nichts erkennen zu lassen. Er spielte mit eine durchschnittliche Hand, und er hielt es lange durch so zu tun als hätte er einen Royal Flush. Er bluffte, wie es sich gehörte. Er riskierte auch viel, um seinen Bluff zu unterstützen, er teilte aus, und kam dem Gewinn immer näher. Doch einem der Kontrahenten kam etwas eigenartig vor, er konnte anhand seiner Karten nicht bestätigen, was er intuitiv spürte. Er konnte intuitiv fassen, dass etwas an dem Verhalten des grossen Bluffers nicht richtig war, so hielt er durch, gar nicht so sehr um zu gewinnen, sondern eher um sich selbst zu bestätigen, dass da von Beginn an etwas faul an dieser Sache war. Er hielt durch, und weil er sich selbst sicher war, konnte er den Bluffer letztlich in die Knie zwingen und ihn dazu zu bringen seine scheinbar guten Karten zuzudrehen.

Nummern, Zahlen und Experten …und Erbsen

«Experte (auch Fach- oder Sachkundiger oder Spezialist) ist eine Person, die über überdurchschnittlich umfangreiches Wissen auf einem Fachgebiet oder mehreren bestimmten Sacherschließungen oder über spezielle Fähigkeiten verfügt. Neben dem theoretischen Wissen kann dessen kompetente Anwendung, also praktisches Handlungswissen, für einen Experten kennzeichnend sein.»

«Das Lehnwort „Experte“ ist abgeleitet aus „erfahren, sachkundig“ (französisch expert), das wiederum aus der gleichen lateinischen Bedeutung (lateinisch expertus) entstammt. Erste Belege aus 1830 sind in Deutschland juristischer Art, als Wolfgang Heinrich Puchta kommentierte: „…mit diesem Beweismittel … ist fast gewöhnlich die Zuziehung Sachverständiger (Experten…) verbunden“. Im Jahre 1853 zitierte man den Expertenbericht eines Ingenieurs, 1863 folgte der „wirtschaftliche Experte“. Aus dem Wort Experte leitet sich sprachlich das Nomen Agentis Expertise ab.»

“Experten” aller Gebiete sind in den letzten Jahrzehnten hoch gefragt, mit ihrer Hilfe lassen sich alle möglichen neuen Eingriffe in unser Leben rechtfertigen. Da es letztlich keine leichte Angelegeheit ist sich zu dem Status eines Experten hochzuarbeiten, sei es aus Zeitgründen oder der Tatsache, dass das immer mit einem erheblichen finanziellen Aufwand verbunden ist, werden wir von der Hierarchie in der Gesellschaft gerade dazu genötigt den sogenannten von der Herrschaft ernannten und bezahlten Experten zu unterwerfen.

Wenn ich nicht im sakrosankten Kreis der Experten eines Systems aufgenommen bin, oder aufgenommen werden will und sei es weil ich kein Speichellecker der Macht bin, werde ich im öffentlichen Diskurs bewusst nicht wahrgenommen. Meine Meinung oder meine Standpunkte zählen nicht.

Zahlen, Nummern, Eskalationen.

Zahlen sind gut; der Experte kommt im Auftrag der Politik um Zahlen zu erzeugen. Studien werden gemacht, welche diese Zahlen erzeugen sollen. Natürlich bestimmt die Entscheidung welche Studie gemacht wird, wieviele Zahlen im jeweiligen Feld erzeugt werden. Denn Zahlen sind gold wert in der Informationsgesellschaft. Wir werden bombardiert mit diesen Zahlen, Nummern von Erkrankten, Verstorbenen, Genesenen. Es ist ein unüberschaubarer Sumpf von Informationen, in der Psychologie gibt es das Konzept “Wort – Salat”, welches uns verwirren soll. In unserem Fall wird es zum “Zahlen – Salat”. Ein Zahlen – Salat soll verwirren, soll unsere Kritikfähigkeit durcheinanderbringen, soll uns panisch werden lassen, weil wir unbewusst in jeder Zahlenreihe vorkommen. Ich könnte der Nächste sein. Der Experte ist ja glaubwürdiger Erzeuger dieser Nummern und Zahlen. Ich könnte auch zuhause sitzen und die Erbsen in meinem Gefrierschrank zählen, ich wäre zu einem Experten von grünen kleinen Bällchen sowie einem Experten von abgefrorenen Gliedmaßen, wenn nur mein Tiefkühlschrank so viele gefrorenen Erbsen enthielte. Könnte ich nun hausieren gehen, mit diesen Nummern? Vermutlich würde das niemanden interessieren, und die meisten würden sagen, Ich sei ein Idiot, der sich lieber mit anderen Dingen auseinandersetzen sollte, als mit Erbsen zählen. Nun ist es so, dass gerade ein massiver Anteil des Europäischen Kontinents dazu verdammt wird, zu Zählexperten von Tiefkühlgemüse zu werden, und warum?

Wegen einer Handvoll von der Herrschaft ernannten “Experten”, Virologen, Handlangern von Massnahmen bei denen jeder normalsterbliche, noch kritikfähige Mensch sich denkt, was steckt den nun wirklich hinter all dem Spektakel. Und diese Frage beantwortet sich leider von selbst, all jenen nämlich, die noch einen Funken Verstand in ihrem Körper spüren.

Idiotische Massnahmen, wie Sprühmaschinen, die offensichtlich nur für das Fernsehen durch eine völlig verdreckte Stadt fahren, die vorher und nachher im gleichen Zustand ist. Müllberge in den Lumpenvierteln, aber Hubschrauber, die vermehrt über die Stadt kreisen, Lautsprecherwagen, die den Leuten sagen, sie sollen zuhause bleiben, an den Balkonen wie Gehirnamputierte Idioten singen. Und vielen war schon vor diesen Massnahmen so langweilig in ihren Leben, dass sie nun glücklich sind für etwas Abwechslung. Egal was die Zukunft bringen mag, denn auf eigenartige Art und Weise leben diese Leute im Jetzt. Im Jetzt einer sich aufbäumenden Schreckensherrschaft welcher diese Leute die Füsse lecken.

Experten werden hoch gehandelt in diesen Tagen des Erbsenzählens. Denn wenn ich nicht mehr Erbsenzählen darf, ist mein neuer Sinn für mein Leben auch wieder dahin. Darum les ich die Nachrichten und schaue fern, neue Eskalationen bestätigen mich dann darin, lieber zuhause zu bleiben und mir die Finger in der Tiefkühltruhe abzufrieren, denn wer will schon die nächste Nummer sein von Leuten, die kerngesund einen Virus in sich tragen?! Ach, da hatte ich vergessen, Viren sind eigentlich überall, ständig und mein Immunsystem kümmert sich ja darum, da muss ich ja eigentlich nicht so sehr aufpassen, ich gehe ja zum Laufen raus um mich fit zu halten und nehme Nahrung zu mir, die meinem Körper hilft, Viren von selbst abzutöten. Aber diese unkontrollierbare Körpereigenschaft, eine Art Nebeneffekt vom am-Leben-Sein wird mir gerade von Experten abgesprochen, Experten, die grosse oder kleinere Summen Geld verdienen, für ihre Studien, ihre Erzeugung von immer lächerlicher werdenden Zahlen, Nummern, ja geradezu Zahlenspielen, bei denen um nichts mehr geht. Die Zahlen der psychischen Gesundheit all dieser Leute ist diesen Experten egal. Man könnte diese auch aufs Tapet bringen, Neurosen, Psychosen, häusliche Streits, häusliche Gewalt, welche durch diese Massnahmen der Quarantäne und des “empfohlenen” Hausarrests ebenso erzeugt werden, wie die Zahlen der Toten und perfekt gesunden Erkrankten. Oder eben meiner Erbsen, die je länger ich sie zähle, immer mehr auftauen. Was dann? Dann werde ich sie essen müssen, aber ich habe vergessen vor dem Zählen meine Hände zu waschen und vorhin mit dem Hund gespielt. Eins und Eins macht Zwei und eins macht mich zu einem Gefährder für die schwache Menschheit, für die Idioten, die sich von ein paar Zahlen beeindrucken lassen. Meine Erbsen, oh Gott, die muss ich wohl heute Abend kochen, und essen, was zähl ich dann?

Wie wärs mit den Leuten die in der Liste stehen werden, welche für diese Massnahmen verantwortlich sind. Zählen wir mal etwas sinnvolles und bereiten wir uns auf die kommenden, kämpferischen Tage vor. Es gibt nichts mehr zu verlieren…

…ausser den Erbsen.

Zeit Namen zu nennen

Antonio Cascio, seines Zeichens Professor für Infektiöse Krankheiten der Universität von Palermo meint die bisher beschlossenen Massnahmen könnten nicht ausreichen im Angesicht dessen, dass die nächsten zwei Wochen den Anstieg der Corona – Fälle in Sizilien vorhersieht.

Sein Vorschlag ist es den Menschen, die positiv auf den Corona-Virus getestet und die in Quarantäne – Isolierung zuhause sitzen eine Fussfessel (!) zu verpassen und auch an den asymptomatischen Menschen einen Abstrich zu machen, wie es im Veneto passiert und wie es Südkorea getan hat. Er ist der Ansicht das die Massnahmen, wie Distanz zu halten voneinander nicht ausreichen könnten: “Es braucht eine striktere Quarantäne und einen generösen Umgang mit den Abstrichen”.

“Neben dem sozialen Abstand ist eine strikte Kontrolle der Quarantäne fundamental, er besteht auf eine strikte Isolierung der positiv-Getesteten, welche keines Krankenhauses benötigen um sich zu erholen. Auch die Fussfessel wäre angebracht”.

https://palermo.repubblica.it/cronaca/2020/03/16/news/coronavirus_a_palermo_proposta_choc_dell_infettivologo_braccialetto_elettronico_per_i_positivi_e_tampone_per_tutti_-251405088/

Stoppen wir diese Idioten!

Also sprach Zarathustra

Mich ekelt auch dieser grossen Stadt und nicht nur dieses Narren. Hier und dort ist Nichts zu bessern, Nichts zu bösern. Wehe dieser grossen Stadt! – Und ich wollte, ich sähe schon die Feuersäule, in der sie verbrannt wird!

Denn solche Feuersäulen müssen dem grossen Mittage vorangehn. Doch diess hat seine Zeit und sein eigenes Schicksal. – Diese Lehre aber gebe ich dir, du Narr, zum Abschiede: wo man nicht mehr lieben kann, da soll man – v o r ü b e r g e h n ! –

Also sprach Zarathustra und g i e n g an dem Narren und der großen Stadt vorüber.

Plötzlich aber erschrak das Ohr Zarathustra’s: die Höhle nämlich,
welche bisher voller Lärmens und Gelächters war, wurde mit Einem Male todtenstill; – seine Nase aber roch einen wohlriechenden Qualm und Weihrauch, wie von brennenden Pinien-Zapfen.
“Was geschieht? Was treiben sie?” fragte er sich und schlich zum
Eingange heran, dass er seinen Gästen, unvermerkt, zusehn könne. Aber, Wunder über Wunder! was musste er da mit seinen eignen Augen sehn!
“Sie sind Alle wieder _fromm_ geworden, sie _beten_, sie sind toll!” – sprach er und verwundene sich über die Maassen. Und, fürwahr!, alle diese höheren Menschen, die zwei Könige, der Papst ausser Dienst, der schlimme Zauberer, der freiwillig
e Bettler, der Wanderer und Schatten, der alte Wahrsager, der Gewissenhafte des Geistes und der hässlichste Mensch: sie lagen Alle gleich Kindern und gläubigen alten Weibchen auf
den Knien und beteten den Esel an. Und eben begann der hässlichste Mensch zu gurgeln und zu schnauben,
wie als ob etwas Unaussprechliches aus ihm heraus wolle; als er es aber wirklich bis zu Worten gebracht hatte, siehe, da war es eine fromme seltsame Litanei zur Lobpreisung des angebeteten und angeräucherten Esels.
 
http://www.mondopalermo.it/news/ore-2230-lave-maria-che-mette-i-brividi-su-palermo-deserta-video/#
 
https://palermo.gds.it/video/cronaca/2020/03/13/coronavirus-il-flashmob-dai-balconi-a-palermo-si-canta-fratelli-ditalia-09d25c2d-99fd-4556-94ff-87c52c18620c/
 
https://repo105.gds.it/video-repository/fiaccole-palermo-6814454390.mp4
 
https://newsicilia.it/cronaca/torce-accese-e-musica-il-nuovo-flashmob-dai-balconi-da-nord-a-sud-per-esorcizzare-la-paura-video/534629
 
http://vs.ansa.it/sito/video_mp4_export/i20200314094630362.mp4
 
https://www.tgcom24.mediaset.it/2020/video/coronavirus-i-flash-mob-al-balcone-contro-la-paura_16146168.shtml

 

Wertlos [In corpore vili]

“Der Zweck des Terrors und seiner Taten ist es, die Anpassung der Menschen an sein Prinzip auf vollständige Art zu erpressen, so dass auch sie letztlich nur einen Zweck erkennen: den der Selbsterhaltung. Je mehr Menschen skrupellos ihr eigenes Überleben im Blick haben, desto mehr werden sie zu psychologischen Marionetten eines Systems, das keinen anderen Zweck hat, als sich selbst an der Macht zu halten”.

Leo Löwenthal, 1945

Hier sind wir also. Vor einigen Stunden wurde der landesweite Gesundheitsnotstand ausgerufen. Eine praktisch totale Sperre. Halbverlassene Straßen und Plätze. Verboten – das Haus ohne einen von den Behörden als gültig erachteten Grund zu verlassen (von wem? aber natürlich von den Behörden). Verboten – sich zu treffen und zu umarmen. Verboten – jegliche Initiative zu organisieren, die auch nur ein Minimum an menschlicher Präsenz (von Parteien bis hin zu Kundgebungen) vorsieht. Verboten – einander zu nahe zu sein. Aussetzung jeglicher Geselligkeit. Die Ermahnung, soviel wie möglich im Haus eingeschlossen zu bleiben und sich In Erwartung von Neuigkeiten an ein elektronisches Gerät zu klammern. Die Verpflichtung zur Befolgung von Direktiven. Die Verpflichtung, immer eine “Selbstzertifikat” (Passierschein) mitzuführen, das die eigenen Bewegungen rechtfertigt, auch wenn man zu Fuß geht. Für diejenigen, die sich solchen Maßnahmen nicht unterwerfen sollten, gibt es Sanktionen, die Festnahme und Inhaftierung bedeuten kann.

Und wozu das alles? Für ein Virus, der immer noch dieselben institutionellen Experten in Bezug auf seine tatsächliche Gefährlichkeit trennt, wie die gleichen Kontroversen zwischen Virologen entgegengesetzter Meinungen zeigen (ganz zu schweigen von der erheblichen Gleichgültigkeit, die viele europäische Länder zeigen)? Und wenn anstelle des Coronavirus mit seiner Sterblichkeitsrate von 2-3% überall auf der Welt, ausser in Norditalien (wer weiss, ob es die Nukleinsäure ist, die bei Kontakt mit Polenta verdirbt, oder ob es das Geschlecht der Poebene ist, die schwächelt), ein Ebola wäre, der die Bevölkerung um 80-90% dezimieren kann, was wäre dann geschehen? Würde man direkt dazu übergehen die Gefahrenherde durch Bombardierungen zu sterilisieren?

Angesichts der Verbindungen zwischen der Dynamik der Industriegesellschaften und dem modernen westlichen Freiheitsverständnis ist es nicht überraschend, dass eine Politik, die allen Menschen Hausarrest und Ausgangssperren auferlegt, angewandt wird, um eine virale Ansteckung einzudämmen. Überraschend ist, wenn überhaupt, dass solche Maßnahmen so passiv aufgenommen werden, nicht nur toleriert, sondern von fast allen Menschen introjiziert und gerechtfertigt werden. Und nicht nur von Hofsängern, die alle einladen, zu Hause zu bleiben, nicht nur von respektablen Bürgern, die sich gegenseitig ermutigen (und kontrollieren) und sicher sind, dass “alles gut wird” [“andrà tutto bene” -”Bewegung”], sondern auch von denen, die heute – im Anbetracht des ansteckenden Schreckgespenst – nicht mehr bereit sind, das (bis gestern bejubelte) linke Geschwätz gegen den “Ausnahmezustand” zu hören, sondern sich lieber für eine Geisterhafte-Materialität der Tatsachen einsetzen. Wenn ihr mich fragt, weil besonders in Momenten der Panik (mit der damit einhergehenden Verdunkelung des Verstandes) jedes Wort nutzlos ist, sollten wir auf das populäre Psychodrama im Belpaese zurückkommen, und zwar eher auf seine sozialen Auswirkungen als auf seine biologischen Ursachen.

Ob dieses Virus von Fledermäusen oder einem geheimen Militärlabor stammt, was ist der unmittelbare Unterschied? Nichts. Eine Hypothese ist so gut wie die andere. Unabhängig des Mangels an Informationen und genaueren Kenntnissen auf diesem Gebiet ist eine triviale Beobachtung nach wie vor gültig: Ähnliche Viren können tatsächlich von bestimmten Tierarten übertragen werden, so wie es unter den vielen Zauberlehrlingen der “unkonventionellen Waffen” durchaus auch jemanden geben kann, der zynischer oder unvorsichtiger ist. Na und?

Dennoch sollte es nur allzu offensichtlich sein, dass in der heutigen Welt mittels Information Verordnungen über das Bestehende erlassen [decretare] werden. Es gibt buchstäblich nur das, worüber die Medien sprechen. Und das worüber sie schweigen, gibt es nicht. Von diesem Standpunkt aus gesehen, hätten diejenigen recht, die argumentieren, dass es zur Eindämmung der Epidemie ausreichen würde, den Fernseher auszuschalten. Ohne die mediale Panikmache, die um diese herum, zunächst nur hier in Italien entstanden ist, hätte niemand einer unerwarteten Form der Grippe viel Aufmerksamkeit geschenkt, deren Opfer nur von ihren Lieben und einigen Statistiken in Erinnerung geblieben wären. Es wäre nicht das erste Mal. So geschehen bei den 20.000 Opfern, die seit Herbst 1969 hier in Italien durch die iinfluenza spaziale, der so genannten “HongKong Grippe”, verursacht wurden. Damals haben die Massenmedien viel darüber gesprochen, seit dem Vorjahr war es die Saat des Todes auf dem ganzen Planeten, doch wurde es einfach als eine virulentere Form der Grippe als üblich betrachtet. Ende der Geschichte. Können Sie sich schließlich vorstellen, was die Ausrufung des Ausnahmezustands in Italien im Dezember 1969 verursacht hätte? Die Behörden hätten es tun können, aber sie wussten, dass sie es sich nicht leisten konnten. Es wäre zum Aufstand gekommen. Sie mussten sich mit der Angst begnügen, welche durch die Massaker des Staates gesät wurde.

Macht es nun Sinn zu glauben, dass ein Virus des fernen Ostens auf der Welt explodiert, aber mit einer solchen Virulenz nur hier in Italien? Es ist viel wahrscheinlicher, dass nur hier in Italien die Medien beschlossen haben, die Nachrichten über den Ausbruch hervorzuheben. Ob es sich um eine präzise Wahl oder um einen Kommunikationsfehler handelt, darüber könnte noch lange diskutiert werden. Was hingegen nur allzu offensichtlich ist, ist die Panik, die sie entfesselt haben. Und wem und was das zugute kommt.

Denn, das muss msn zugeben, nichts kann mehr Terror säen als ein Virus. Er ist der perfekte Feind, unsichtbar und potentiell allgegenwärtig. Im Gegensatz zu dem, was mit den Dschihadisten des Nahen Ostens geschieht, weitet seine Bedrohung die Notwendigkeit der Kontrolle beinahe unbegrenzt aus und legitimiert sie. Die möglichen Henker (einige) sollten nicht von Zeit zu Zeit überwacht werden, sondern immer die möglichen Opfer (allesamt). Nicht “der Araber” ist verdächtig, der an Orten verdächtig umherwandert, die als sensibel gelten, sondern diejenigen, die atmen, weil sie atmen. Wenn man ein Gesundheitsproblem in ein Problem der öffentlichen Ordnung verwandelt, wenn man glaubt, dass der beste Weg zur Genesung die Repression sei, dann wird klar, warum einer der Kandidaten für die Rolle des Superkommissars für den Kampf gegen das Coronavirus der ehemalige Polizeichef zur Zeit des G8-Gipfels in Genua 2001 und der derzeitige Präsident der wichtigsten italienischen Kriegsindustrie wäre (aber da Geschäft Geschäft ist, wird letztlich ein Manager mit militärischer Ausbildung bevorzugt, der Geschäftsführer der staatlichen Agentur für Investitionen und Unternehmensentwicklung). Geht es vielleicht darum, auf die im Senat geäußerten Forderungen eines nahmhaften Politikers zu antworten, welcher erklärte, dass “dies der dritte Weltkrieg ist, welche unsere Generation verpflichtet ist zu durchleben und der dazu bestimmt ist, unsere Gewohnheiten stärker als der 11. September zu ändern”? Nach Al-Qaida haben wir also Covid-19. Und hier sind auch die Bulletins dieses Krieges gleichzeitig virtuell und viral, die Zahlen der Toten und Verwundeten, die Chroniken von den Schlachtfronten, die Erzählung der Opfer- und Heldentaten. Nun, wozu hat die Rhetorik der Kriegspropaganda im Laufe der Geschichte jemals gedient, wenn nicht, um jegliche Divergenz beiseite zu legen und sich um die Institutionen zu scharen? Im Augenblick der Gefahr darf es weder Spaltungen und weniger noch Kritik geben, sondern nur einhellige Unterstützung hinter der Fahne des Heimatlandes. So wird in diesen Stunden im Inneren der Gebäude die Idee einer Regierung für das öffentliche Gesundheitswesen belüftet. Ohne eine erste Folgewirkung zu vergessen, die keineswegs unwillkommen ist: Wer auch immer aus der Reihe tanzt, kann nur ein Defätist sein, der sich das Lynchen wegen Hochverrats verdient.

Wie bereits gesagt wurde, wissen wir nicht, ob dieser Notfall das Ergebnis eines vorsätzlich geplanten strategischen Projekts oder ein in die Deckung gehen nach einem begangenen Fehler ist. Wir wissen jedoch, dass sie – zusätzlich zur Nivellierung jeglichen Widerstands gegen die Dominanz der Pharmakonzerne in unseren Leben – dazu dienen wird, die freiwillige Knechtschaft zu verbreiten und zu verfestigen, den Gehorsam einzuimpfen, sich daran zu gewöhnen, das Nicht-zu-akzeptierende zu akzeptieren. Was könnte es besseres geben für eine Regierung, die schon längst jeglichen Anschein von Glaubwürdigkeit verloren hat, und damit auch in Erweiterung für eine Zivilisation, die schlicht und ergreifend verrottet? Das Glücksspiel in welches sich die italienische Regierung geworfen hat ist enorm: die Errichtung einer roten Zone von 300.000 Quadratkilometern als Antwort auf – Nichts. Kann eine Bevölkerung von 60 Millionen Menschen strammstehen und sich denen zu Füßen werfen, die versprechen, sie vor einer nicht vorhandenen Bedrohung zu retten, wie ein Pawlowscher Hund, der beim einfachen Klang einer Glocke sabbert? Dies ist ein soziales Experiment, dessen Interesse an den Ergebnissen über die italienischen Grenzen hinausgeht. Das Ende der natürlichen Ressourcen, die Auswirkungen der Umweltzerstörung und die ständige Überbevölkerung kündigen überall die Entfesselung von Konflikten an, deren Verhinderung und Bewältigung durch die Macht drakonische Maßnahmen erfordern wird. Dies was einige bereits als “Ökofaschismus” bezeichnet haben, dessen erste Maßnahmen sich nicht sehr von denen unterscheiden werden, die die italienische Regierung heute ergreift (was in der Tat die Freude eines jeden Polizeistaates wäre). Um solche Maßnahmen in großem Maßstab zu testen, ist Italien das richtige katalytische Land, und ein Virus ist der perfekte transversale Vorwand.

Bisher scheinen die Ergebnisse für Seelen-Ingenieure hinreissend zu sein. Mit sehr wenigen Ausnahmen sind alle bereit dazu, im Tausch gegen die Illusion der Erlösung auf alle Freiheit und Würde zu verzichten. Sollte der günstige Wind die Richtung ändern, können sie immer verkünden, dass das gefährliche Virus ausgerottet wurde, um den Bumerang-Effekt zu verhindern. Vorläufig sind die Leidtragenden die Häftlinge, die während der Unruhen getötet oder massakriert wurden, die in etwa dreißig Gefängnissen nach der Aussetzung der Gespräche ausbrachen. Aber offensichtlich war es keine peinliche “mexikanische Metzgerei”, sondern eine lobenswerte italienische Schädlingsbekämpfung. Dass der Notfall den Verantwortlichen die Möglichkeit bietet, öffentlich ein Verhalten zu zeigen, das bis gestern noch geheim gehalten wurde, zeigt sich auch an den kleinen Fakten der Nachrichten: In Monza besuchte eine 78-jährige Frau die Poliklinik, weil sie an Fieber, Husten und Atembeschwerden litt, nachdem sie sich wegen des Verdachts auf Coronavirus weigerte, ins Krankenhaus eingeliefert zu werden, wurde sie dem TSO – Regime unterstellt [Trattamento Sanitario Obbligatorio – Obligatorische Gesundheitsbehandlung für schwere psychppathologische Fälle]. Da das 1978 durch das berühmte “180er Gesetz” eingeführte TSO nur auf so genannte psychisch Kranke angewendet werden kann, war die Zwangseinweisung in ein Krankenhaus ein “Machtmissbrauch” (wie schöne demokratische Seelen gerne sagen). Einer von vielen, die täglich begangen werden, nur dass es in diesem Fall nicht notwendig war, sie zu minimieren oder zu verbergen, und sie wurde öffentlich gemacht, ohne dass die geringste Kritik aufgekommen wäre. Auf die gleiche Art und Weise wurden sieben Ausländer festgenommen, die sich des Kartenspielens in einem Park … schuldig machten. Es ist das Mindeste, was möglichen (Krankheits)Erregern ohne “Verantwortungsbewusstsein” passieren kann.

Genau, ja – Verantwortung. Dieses Wort ist heute in aller Munde. Man muss verantwortlich sein, eine Forderung, die ständig eingehämmert wird und der in der Neo-Sprache der Macht übersetzt nur eines bedeutet: Man muss Weisungen befolgen. Dabei ist es nicht schwer zu verstehen, dass man sich gerade durch den Gehorsam jeglicher Verantwortung entzieht. Verantwortung hat mit dem Gewissen zu tun, mit der glücklichen Begegnung zwischen Sensibilität und Intelligenz. Eine Maske zu tragen oder zu Hause eingepfercht zu sitzen, nur weil ein Regierungsbeamter dies diktiert hat, bedeutet nicht aktive Verantwortung, wohl aber passiven Gehorsam. Sie ist nicht das Ergebnis von Intelligenz und Sensibilität, sondern von Leichtgläubigkeit und Einfältigkeit, gewürzt mit einer guten Portion Feigheit. Ein Akt der Verantwortung sollte im Herzen und Kopf eines jedes Einzelnen entstehen, nicht von oben befohlen und unter Androhung von Strafe auferlegt werden. Aber, wie leicht zu erraten ist, wenn es eine Sache gibt, die die Macht mehr als alle anderen fürchtet, dann ist es genau das Bewusstsein. Denn aus dem Bewusstsein heraus entsteht der Kampfgeist und die Revolte. Und gerade um jedes Gewissen zu sterilisieren, werden wir 24 Stunden am Tag mit den sinnlosesten Fernsehprogrammen, telematischer Unterhaltung, Radiogeplapper, Telefongezwitscher bombardiert… ein Mammutunternehmen der sozialen Formatierung, dessen Zweck die Produktion von Massenidiotie ist.

Wenn man nun die Gründe für die Ausrufung des Notstands mit einem Minimum an Sensibilität und Intelligenz überdenken würde, was käme dabei heraus? Dass ein inakzeptabler Ausnahmezustand aus unwahrscheinlichen Gründen von einer unglaubwürdigen Regierung ausgerufen wurde. Kann ein Staat, der die 83.000 Opfer ignoriert, die jedes Jahr durch einen Markt verursacht werden, von dem er die Monopolstellung innehat, und der ihm einen Nettogewinn von 7,5 Milliarden Euro beschert, glaubwürdig sein, wenn er behauptet, eine rote Zone im ganzen Land einzurichten, um die Ausbreitung eines Virus einzudämmen, das – nach Ansicht vieler derselben Virologen – dazu beitragen wird, den Tod einiger hundert bereits erkrankter Menschen zu verursachen, wobei einige von ihnen vielleicht sogar direkt von deren Krankheit getötet werden? Haben die Herren jemals schon einmal daran gedacht, Fabriken, Kraftwerke und Autos im ganzen Land zu blockieren, um zu verhindern, dass jedes Jahr 80.000 Menschen an der Luftverschmutzung sterben? Und ist es derselbe Staat, der in den letzten zehn Jahren mehr als 150 Krankenhäuser geschlossen hat, der jetzt mehr Verantwortung fordert?

Was das Wesentliche der Tatsachen betrifft, so dürfen wir daran zweifeln, ob man sich ihr wirklich stellen möchte. Sicherlich nicht die linken Schwachköpfe, die angesichts des Massakers, das diese Gesellschaft in allen Bereichen verübt hat, nur die Rache des guten Sozialstaates (mit seinem Gesundheitswesen und dessen großen nützlichen Werks) an dem schlechten liberalen Staat (geizig mit den Armen und großzügig mit den Reichen, völlig unvorbereitet und nachlässig um sich der “Krise” anzunehmen) zu bejubeln vermögen. Und noch weniger wollen das die guten Bürger, die bereit sind, im Anbetracht der Freiheit auf Fastenmodus zu gehen, um Krümel Sicherheit zu bekommen.

Denn sich dem Wesentlichen der Tatsachen zu stellen, bedeutet auch und vor allem zu überlegen, was man mit seinem Körper und seinem Leben machen will. Es bedeutet auch, zu akzeptieren, dass der Tod ein Ende des Lebens bedeutet, und sei es aufgrund einer Pandemie. Es bedeutet auch, den Tod zu respektieren und nicht zu denken, dass man ihn vermeiden kann, indem man sich auf die Medizin verlässt. Wir werden alle sterben, niemand ist davon ausgenommen. Das ist die Natur des Menschen: Wir leiden, wir werden krank, wir sterben. Manchmal mit weniger, manchmal mit nehr Schmerzen. Die rasende Medikalisierung mit ihrem wahnhaften Zweck, den Tod zu besiegen, bewirkt nichts anderes, als die Idee zu verwurzeln, dass Leben erhalten und nicht gelebt werden muss. Das ist nicht dasselbe.

Wenn Gesundheit – wie sich die WHO seit 1948 rühmt zu behaupten – nicht einfach die Abwesenheit von Krankheit ist, sondern volles körperliches, geistiges und soziales Wohlbefinden, dann ist klar, dass die gesamte Menschheit chronisch krank ist, und sicherlich nicht aufgrund eines Virus. Und wie soll dieses totale Wohlbefinden erreicht werden, mit einem Impfstoff und einem Antibiotikum, die in einer aseptischen Umgebung eingenommen werden, oder mit einem Leben im Zeichen der Freiheit und Autonomie? Wenn Krankenhäuser das “Vorhandensein von Vitalparametern” so leicht als “Lebenszeichen” ausgeben, liegt das nicht daran, dass sie den Unterschied zwischen Leben und Überleben vergessen haben?

Der Löwe, der so genannte König der Tiere, Symbol für Stärke und Schönheit, lebt im Durchschnitt 10-12 Jahre, solange er seine Zeit in der Savanne in Freiheit verbringt. Wenn er geborgen in einem Zoo ist, kann sich seine Lebensdauer verdoppeln. Eingesperrt in einem Käfig ist er weniger schön, weniger stark – er ist traurig und fettleibig. Sie haben ihm das Risiko der Freiheit genommen, um ihm die Gewissheit der Sicherheit zu geben. Aber auf diese Weise lebt er nicht mehr, er kann höchstens überleben. Der Mensch ist das einzige Tier, das seine Tage lieber in Gefangenschaft als in der Wildnis verbringt. Er braucht keinen Jäger, der ein Gewehr auf ihn richtet, er ist freiwillig hinter Gittern. Umgeben und betäubt von technologischen Prothesen weiß die Natur nicht einmal mehr, was sie ist. Und der Mensch ist glücklich, ja sogar stolz auf die Überlegenheit seiner Intelligenz. Da er das Rechnen gelernt hat, weiß er, dass acht Tage des Menschen mehr sind als ein Tag als Löwe. Seine entscheidenden Parameter sind vorhanden, insbesondere derjenige, der von unserer Gesellschaft als grundlegend angesehen wird: der Konsum von Gütern.

Es ist etwas Paradoxes in der Tatsache, dass die Bewohner unserer titanischen Zivilisation, die sich so sehr für Superlative begeistern, vor einem der kleinsten lebenden Mikroorganismen nervös machen und beherrschen lassen. Wie können ein paar Zehnmillionstel Millionstel Zoll genetischen Materials es wagen unsere friedliche Existenz zu unterminieren? Das liegt in der Natur. Unter uns brutal gesagt, wenn man bedenkt, was wir ihr angetan haben, wäre es auch richtig, uns auszuradieren. Und all die Impfstoffe, die Intensivmedizin, die Krankenhäuser in der Welt, sie können nie etwas dagegen tun. Anstatt so zu tun, als ob wir sie zähmen, sollten wir (wieder) lernen, mit der Natur zu leben. In wilden Gesellschaften, d.h. ohne Machtverhältnisse, nicht in zivilisierten Staaten.

Aber dies würde eine “Verhaltensänderung” bedeuten, die für diejenigen, die uns regieren, für diejenigen, die uns regieren wollen, für diejenigen, die regiert werden wollen, sehr unwillkommen wäre.

[12/3/20]

aus Finimondo               https://finimondo.org/node/2442

Des Kaisers Neue Kleider

Einige Zitate, derer es Beachtung und Erinnerung gebührt im Anbetracht des «unsichtbaren Feinds», der «unsichtbaren Gefahr», wenn man der Stimmung vielerorts in Sizilien glaubt, müsste man denken, dass wenn man einen Fuss vor die Haustür setzt, man gleich tot umfalle.

“Ich fühle mich wie ein Soldat, der seine Kameraden verliert. […] Wenn ich mitansehen muss, wie die langjährigen Mitarbeiter und Freunde fallen, während der Feind vorranrückt, dann ist mir zum Weinen zumute. Das ist fast nicht auszuhalten”. 

Giuseppe Remuzzi, bis vor zwei Jahren hat er die medizinische Klinik Giovanni XXVIII in Bergamo geleitet.

Die Kriegsrhetorik beinhaltet die klassischen Massnahmen: Mangel an Spitalsbetten, die Einrichtung von Feldlazaretten wird erwogen

offener sagt das gleich Luca Zaia, Regionalpräsident der Region Venetien:

“Wir befinden uns im Krieg”. Als er auf den Notstand in den Spitälern blickt.

Man spricht von Feldlazaretten in der Lombardei für 500 Lungenpatienten der “Corona-Krise” auf dem Messegelände von Brescia,

Attilio Fontana, Regionalpräsident der Lombardei. plant dasselbe auf dem Messegelände von Mailand für 200 Patienten.

Die Medien halten sich natürlich nicht mit ihrer Katastrophenrhetorik zurück:

“Die Regierung von Giuseppe Conte hat zwar schon vor einer Woche Kredite für die Neueinstellung von 20.000 Personen im Gesundheitsbereich verkündet, und in Kürze soll ein weiterer Kredit für die Beschaffung von 5.000 zusätzlichen Beatmungsgeräten bewilligt werden. Doch die bange Frage lautet: Können die 4.000 benötigten Plätze rechtzeitig zur Verfügung gestellt werden? Und vor allem: Werden sie ausreichen?” Daniel Straub (derStandard “Journalist”)

 

auf der anderen Seite des politischen Spektrums haben wir Leute wie Wolfgang Wodarg, SPD Mitglied und ehemaliges Bundestag -Mitglied, der folgendes sagt:

Lösung des Corona-Problems:
Panikmacher isolieren
von Wolfgang Wodarg

Wir beobachten nicht die Krankheiten, sondern die Aktivität der nach ihnen suchenden Virologen. Dem Corona-Hype liegt keine außergewöhnliche medizinische Gefahr zugrunde. Er verursacht aber eine erhebliche Schädigung unserer Freiheits- und Persönlichkeitsrechte durch leichtfertige und unberechtigte Quarantänemaßnahmen und Verbotsregelungen. Die Bilder in den Medien sind beängstigend und den Verkehr in den Städten Chinas regelt das Fieberthermometer. Der Karneval in Venedig wurde abgesagt, nachdem bei einem älteren sterbenden Klinikpatient der Test positiv ausfiel. Als eine Handvoll Menschen in Oberitalien auch positiv getestet waren, machte Österreich gleich vorübergehend den Brenner-Pass dicht. Wegen eines Coronavirus-Verdachtsfalls dürfen über 1000 Menschen ihr Hotel auf Teneriffa nicht verlassen. Auf dem Kreuzfahrtschiff Diamond Princess konnten 3700 Passagiere nicht von Bord. Anfang Februar wurden 126 Menschen aus Wuhan per Flugzeug nach Deutschland gebracht und blieben dort kerngesund über zwei Wochen in Quarantäne. Bei zwei der Gesunden wurden Coronaviren nachgewiesen. Ähnliche Horrorszenarien gab es in den letzten zwei Jahrzehnten immer wieder. Doch die „Schweinegrippe-Pandemie“ der WHO war in Wirklichkeit eine der mildesten Grippewellen in der Geschichte und auf die „Vogelgrippe“ warten nicht nur die Zugvögel bis heute. Wir messen derzeit nicht die Inzidenz von Coronavirus Erkrankungen, sondern die Aktivität der nach ihnen suchenden Spezialisten. Alle Institutionen, die uns jetzt wieder zur Vorsicht alarmieren, haben uns schon mehrfach im Stich gelassen und versagt. Viel zu oft sind sie institutionell durch Sekundärinteressen aus Wirtschaft und/oder Politik korrumpiert. Wer nicht leichtfertigen Panik-Meldungen hinterherlaufen, sondern lieber das Risiko einer sich ausbreitenden Infektion verantwortungsbewusst abschätzen möchte, muss sich solider epidemiologischer Methodik bedienen. Dazu gehört, dass man das „Normale“, die Baseline anschaut, bevor man von etwas Besonderem sprechen kann. Bisher hat nämlich kaum jemand auf Coronaviren geachtet. So kommen sie z.B. in den Berichten des Robert-Koch-Institutes (RKI) nur am Rande vor, weil es 2002 SARS in China gab und weil seit 2012 in Arabien einige Übertragungen von Dromedaren auf Menschen beobachtet wurden (MERS). Von einer regelmäßig wiederkehrenden Anwesenheit der Coronaviren in Hunden, Katzen und Schweinen oder gar in Menschen auch in Deutschland steht da nichts. Kinderkliniken wissen meistens aber sehr wohl, dass ein nicht unerheblicher Teil der oft schwer verlaufenden Viruspneumonien auch bei uns regelmäßig durch Coronaviren verursacht wird.
Angesichts der bekannten Tatsache, dass bei jeder “Grippe-Welle” auch immer 7-15% der akuten Atemwegserkrankungen (ARE) auf das Konto von Coronaviren gehen, liegen die jetzt laufend addierten Fallzahlen immer noch völlig im Normbereich. Es sterben bei den allwinterlichen Infektionswellen auch immer etwa einer von je tausend Erkrankten. Durch selektive Anwendung von Nachweisverfahren – zum Beispiel nur in Kliniken und medizinischen Ambulanzen – lässt sich diese Rate natürlich leicht in beängstigende Höhe treiben, denn jenen, die dort Hilfe brauchen, geht es meistens schlechter als jenen, die sich zu Hause auskurieren. Seit dem Jahreswechsel hat sich der Focus von Öffentlichkeit, Wissenschaft und Gesundheitsbehörden plötzlich total verändert. Einigen Ärzten in Wuhan (12 Mio. Einw.) gelang es, mit anfangs weniger als 50 Fällen und einzelnen in ihrer Klinik Verstorbenen, bei denen sie Coronaviren als Erreger nachgewiesen hatten, weltweite Aufmerksamkeit zu erregen. Die farbigen Landkarten, die uns jetzt auf Papier oder Bildschirmen gezeigt werden, sind eindrucksvoll, haben aber mit Krankheit zumeist weniger zu tun als mit der Aktivität von tüchtigen Virologen und Scharen von sensationslüsternen Berichterstattern. Dort, wo solche Tests durchgeführt wurden – es standen in ganz Europa am 13.Februar 2020 knapp 9000 Tests pro Woche in 38 Labors zur Verfügung – wurde man bisher fast immer bald fündig und jeder Fall wird zu einem sich selbst aufschaukelnden Medienereignis. Allein dadurch, dass bei der Entdeckung einer Coronavirus-Infektion in deren Umgebung besonders intensiv gesucht wird, lassen sich viele regionale Häufungen bereits erklären. Die Horrormeldungen aus Wuhan waren etwas, worauf Virologen in aller Welt auf der Lauer liegen. Sogleich wurden die in den Kühlschränken vorhandenen Virusstämme gescannt und mit den gemeldeten Neulingen aus Wuhan fieberhaft verglichen. Ein Labor an der Charité gewann das Wettrennen bei der WHO und durfte seine Inhouse-Tests weltweit zu einem Mehrfachen des üblichen Preises vermarkten. Man sollte sich jedoch lieber nicht für 200 Euro auf Coronaviren untersuchen lassen. Selbst bei einem nur leichten „grippalen“ Infekt besteht nach mehrjährigen prospektiven Untersuchungen in Schottland (von 2005 bis 2013) ein 7% – 15% Risiko, dass Coronaviren nachgewiesen werden. Ein Nachweis von Coronaviren hätte für den Alltag der Untersuchten und ihre weitere Umgebung derzeit ernste Folgen, wie man allen Medien ohne langes Suchen entnehmen kann.
Der Befund selbst ist allerdings ohne klinische Bedeutung. Es ist lediglich einer von mehreren Namen für die akuten Atemwegserkrankungen (ARE), die in jedem Winter bei uns 20% bis 40% aller Menschen vorübergehend mehr oder weniger außer Gefecht setzen. Die häufigsten Erreger akuter Atemwegserkrankungen waren nach einer guten Studie aus
Schottland: 1.Rhinoviren, 2. Influenza A Viren, 3. Influenza B Viren, 4. RS Viren und 5. Coronaviren. Diese Reihenfolge wechselte dabei von Jahr zu Jahr etwas. Auch bei Viren in Konkurrenz um unsere Schleimhautzellen gibt es offenbar ein wechselndes Quorum, wie wir es aus unserem Darm bei den Mikroorganismen und aus dem Bundestag bei den Parteien
kennen. Wenn es also jetzt eine zunehmende Zahl von “nachgewiesenen“ Coronavirus-Infektionen in China oder in Italien geben soll: Kann denn jemand sagen, wie oft in den vorangegangenen Wintern solche Untersuchungen überhaupt gemacht wurden, bei wem, aus welchem Anlass und mit welchen Ergebnissen? Wenn man behauptet, etwas werde mehr, muss man sich ja wohl auf etwas beziehen, was man vorher beobachtet hat. Es kann schon fassungslos machen, wenn man als routinierter Seuchenwächter sich das derzeitige Getümmel, die Panik und das dadurch erzeugte Leid anschaut. So wird es sicher vielen Verantwortlichen gehen, die heute wie damals bei der „Schweinegrippe“ vermutlich ihren Job riskieren würden, wenn sie sich dem Mainstream entgegenstellen. Wir haben jeden Winter eine Virus-Epidemie mit Tausenden von Todesfällen und mit Millionen Infizierten auch in Deutschland. Und immer haben Coronaviren ihren Anteil daran. Falls die Bundesregierung also etwas Gutes tun will, dann kann sie es doch so wie die Epidemiologen in Glasgow machen und die klugen Köpfe im RKI prospektiv (!!!) beobachten lassen und nachschauen, wie sich das Virom der deutschen Bevölkerung im Winter von Jahr
zu Jahr wandelt. Politik muss auch dafür sorgen, dass vertrauenswürdiges wissenschaftliches Arbeiten im Robert-Koch-Institut, im Paul-Ehrlich-Institut und in anderen Ämtern wieder leichter wird. Wissenschaftlich arbeiten heißt eben nicht, der Politik oder der Wirtschaft nach dem Munde zu reden. Wissenschaft ist vertrauenswürdig, wenn sie mit transparenten Methoden professionell und konsequent angebliches Wissen immer und jederzeit in Frage stellt. Auch wenn das manchmal aufwendig ist, so kann es uns manchen teuren gesundheitlichen Irrweg ersparen, den uns interessengetriebene Grippewächter weismachen wollen. Und für den Einzelnen gilt: Wer nur wegen eines positiven Coronavirus PCR-Tests Quarantänemaßnahmen ausgesetzt wird und finanzielle Schäden erleidet, hat u.U. nach §56 des Infektionsschutzgesetzes Anspruch auf Entschädigung. Aber auch gegen einen unsinnigen Freiheitsentzug sollte man sich zur Wehr setzen.

Über den Autor:
Dr. med.Wolfgang Wodarg, geb.1947, ist Internist und Lungenarzt, Facharzt für Hygiene und Umweltmedizin sowie für öffentliches Gesundheitswesen und Sozialmedizin. Nach seiner klinischen Tätigkeit als Internist war er u.a. 13 Jahre Amtsarzt in Schleswig-Holstein, gleichzeitig Lehrbeauftragter an Universitäten und Fachhochschulen und Vorsitzender des Fachausschusses für gesundheitlichen Umweltschutz bei der
Ärztekammer Schleswig-Holstein; 1991 erhielt er ein Stipendium an der Johns Hopkins University /Baltimore/USA (Epidemiologie)
Als Mitglied des Deutschen Bundestages von 1994 bis 2009 war er Initiator und Sprecher in der Enquête- Kommission “Ethik und Recht der modernen Medizin”, Mitglied der Parlamentarischen Versammlung des Europarates, dort Vorsitzender des Unterausschusses Gesundheit und stellv.Vors. des Ausschusses für Kultur, Bildung und Wissenschaft. 2009 initiierte er in Straßburg den Untersuchungsausschuss zur Rolle der WHO bei der H1N1 (Schweinegrippe) und war dort nach seinem Ausscheiden aus dem Parlament als wissenschaftlicher Experte weiter beteiligt. Seit 2011 ist er als freier Hochschullehrer, Arzt und Gesundheitswissenschaftler und ehrenamtlich als Vorstandsmitglied und AG Leiter (Gesundheit) bei Transparency International Deutschland engagiert.